[Karasu & Raitsh] High black Moon - Red Lights

Der Ursprung dieser Geschichten ist nicht eindeutig

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raitsh van faith
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[Karasu & Raitsh] High black Moon - Red Lights

Beitrag von raitsh van faith »

[OT: das wird ein kleines, feines rpg zwischen karasu und mir sein. ihr dürft gern mitlesen .)]

Es hatte einen monsunartigen Sturzbach abgeregnet, der die Straßen wie Seen unter Wasser gesetzt hatte, sodass die Autos nur noch in Schrittgeschwindigkeit vorangekommen waren. Fünf Minuten hatten die Wolken alles gegeben, was sie hatten, die Kanalisation vollkommen überfordert und die Menschen in die Hauseingänge und Geschäfte gedrängt.
Nun riss die tief dunkelblaue Wolkendecke wieder auf. Langsam zogen die dünnen Wolkenfäden am Himmel nach Osten ab, um dort weitere Städte unter Wasser zu setzten. Die Sonne schaffte es nur spärlich sofort wieder gänzlich Licht zu spenden, doch sie würde es schaffen.
Vorsichtig sah sie hinauf in die Wolken, drehte den Kopf nach Norden und Süden, um zu sehen, ob nicht vielleicht sofort das nächste Gewitter sich anbahnte. Der große Rüde zu ihren Füßen hatte schon wieder zu winseln begonnen. Er wollte unbedingt weiter, in den Park, an einen See, irgendwohin, wo es Stöcke gab, die man werfen konnte. Er wäre auch bei dem Regenguss weitergelaufen, wenn ihn das nur näher zu den Stöcken gebracht hätte.
Die junge Frau lächelte. „Tut mir Leid, Miël, wir müssen noch in die Buchhandlung, dann können wir in den Park.“
Der schwarze Rüde winselte, legte den Kopf schief und sah sie treuherzig an. „Hör auf so niedlich zu tun!“, entgegnete sie scherzhaft in scharfem Ton. „Das bist du nämlich alles andere, das wissen die Leute nur nicht.“
Sie lief los und ließ das Tier links liegen, er würde sowieso nur für wenige Sekunden schmollen können, er war schließlich nur ein Hund.
Der Wolkenbruch hatte kurz nachdem sie die U-Bahn verlassen hatte, angefangen. Von ihrem anvisierten Ziel war sie also nicht mehr weit entfernt. Nach zwei Minuten, dann hatte sie die Buchhandlung mitten in der Stadt erreicht. Viele Touristen tummelten sich hier, weil es so nah zu den Sehenswürdigkeiten und dem Zentrum war.
Doch sie nahm die Menschen gar nicht war. An ihr zogen sie nur vorbei wie graue Schatten.
Miël war von sich aus draußen vor der Tür stehen geblieben und sah ihr nun durch die Glastür hinterher. So, wie es im Moment aussah, würde er wohl wirklich noch etwas warten müssen, bis er wieder den Stöcken hinterher jagen konnte.
„Ich hatte ein Buch bei Ihnen bestellt“, erklärte sein Frauchen einer der Kassiererinnen am Tresen. „Der Name ist Haruna.“
Sofort drehte sich die Kassiererin zu dem Regal hinter sich um und ging die in den Büchern steckenden Zettel mit den aufgeschriebenen Namen durch. Sie suchte länger als üblich, doch dann zog sie den schweren Band mit dem hart eingefassten Deckeln aus dem Regal. Die Schrift darauf bestand aus alten, verschnörkelten und äußerst schwer zu entziffernden, lateinischen Buchstaben.
Dank des Einfuhrzolles war der seltene Band noch teurer geworden und sie würde etliche Stunden mehr arbeiten müssen, um das verlorene Geld wieder rein zubekommen. Doch es hatte sich gelohnt. Lang hatte sie geglaubt dieses Buch nie in den Händen halten zu können.
Dankbar verabschiedete sie sich von der Kassiererin, die ihr geholfen hatten, den raren Einzelband in einer Buchhandlung in England zu finden.
„Miël, was hast du?“
Der Hund sah starr nach hoben zum Dach des gegenüber liegenden Hochhauses. „Ich habe dir heute sich schon drei Mal erklärt, dass ich heute frei habe. Also lass den Unsinn und komm mit in den Park.“
Ein dumpfes Knurren entfuhr der Kehl des Rüden. Die junge Frau seufzte leicht, strich sich die dunklen Haare hinter die Ohren und lief, wie zuvor schon, einfach los, ohne ihn erneut aufzufordern mitzukommen.
Eine halbe Minute später hörte sie das feine Kratzen der Krallen Miëls über das Pflaster auf sich zukommen. Erst an der nächsten Ampel blieb sie stehen und sah wieder zu ihm hinab.
„Und wohin möchtest du diesmal? Ich weiß nicht, letzten Sonntag war der Park nicht so hübsch, den du ausgesucht hattest. Streng dich diesmal bitte an.“
Wie vorhin legte der Rüde den Kopf schief und sah sie seltsam ausdruckslos an. Doch sofort als die Ampel umsprang und die seltsame, sonore Melodie erklang, sprang er los und eilte vor ihr weg.
Sie machte sich nicht wirklich Gedanken ihn in dem Gedränge des Nachmittagsgeschäfts zu verlieren. Sobald er sie nicht mehr deutlich hörte, hielt er dicht an die Hauswand gedrängt an und sah sich nach ihr um.
Doch diesmal kam sie schnell durch die Massen an Menschen, den schweren Band in der raschelnden Tüte immer gegen die Brust gedrückt, die Umhängetasche gegen die Hüfte schlagend.
Sie wusste zwar nie, wie Miël die Parks fand, die er für sich aussuchte, machte sich aber lang keine Gedanken mehr darüber. Vielmehr war sie jedes Mal aufs Neue gespannt, was er diesmal finden würde. Ob es nun zufällig oder bewusst geschah.

Es war Abend geworden, die Straßenlaternen entzündet und die Leuchtreklamen erhellten die Straßen so bunt und leuchtend wie es kein Feuerwerk vollbrachte.
Ein wenig erschöpft vom Spielen mit dem Hund lief sie langsam zur U-Bahnstation zurück. Immer noch waren viel zu viele Menschen auf den Straßen, fast konnte man glauben, dass es nun zu Abend noch mehr waren, als am Nachmittag. Sie überlegte, ob sie hier in der Stadt schon etwas essen sollte, doch in ihrem Kühlschrank lagen noch Sandwiches und gekaufte Bentos. Viel mehr konnte sie sich jetzt, nach dem Kauf des Wälzers in ihren Armen, leider nicht mehr leisten.
Jedoch hatte sie die Rechung ohne ihren wie ein Wolf aussehenden Hund gemacht. Es war nur noch ein Block bis zur Station, als er plötzlich auf dem Bürgersteig anhielt und nach links in ein Ramenrestaurant blickte. Ein fiependes Winseln war zu vernehmen.
„Miël…“, seufzte sie, „die hat Ramen noch nie geschmeckt, du bekommst immer nur die Fleischstückchen und dafür habe ich gerade absolut kein Geld. Vielleicht nächsten Monat wieder.“
Sanft stupste sie seine Flanke mit der Fußspitze an, um ihn zum Weitergehen zu ermutigen. Hoch oben in den Wolken war wieder ein tiefes, noch leises Donnern aufgekommen.
Zweifelnd sah sie nach oben. Die Lichter um sie herum machten den Abendhimmel so hell, dass der eigentlich schwarze Himmel leicht rotbraun erschien. Auf das erste Donnern folgte ein zaghaftes zweites.
„Komm schon, ich habe keine Lust nass zu werden. Davon bekomme ich nur schlechte Laune und die willst du sicher nicht abbekommen!“
Miël winselte und erhob sich schwer. Dankbar seufzend lief sie wieder los, diesmal schneller und weniger auf die Leute um sich herum achtend.


[OT2: so, ich hoffe mein anfang geht so.]
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

[Aw~...ich liebe es jetzt schon X3]

Dunkle Augen richteten sich in den Himmel, beobachteten die Sturzbäche, die jetzt schon zum zweiten Mal an diesem Tag auf die Stadt herunter fielen.
„Ich hätte es eigentlich wissen müssen...“ murrte sie und strich sich einige blondierte Strähnen aus dem Gesicht. Da ging man einmal ohne Regenschirm aus dem Hause und dann sowas.
Jetzt steckte sie hier, quasi am anderen Ende Tokyos, fest und konnte sehen wie sie nach hause kam, ohne sich völlig zu unterkühlen. Wenigstens ihre Füße waren noch trocken – wenn auch fraglich war, wie lang noch.
Mit einem Seufzen stieß sie sich von der Hauswand ab, an der sie bisher gelehnt hatte und ging, den strömenden Regen ignorierend, in Richtung der nächsten U-Bahn-Station. Mit kalten Fingern griff sie in ihre Jackentasche, förderte ein Päckchen Zigaretten zu Tage und steckte sich eine Salem Light an. Sie war normalerweise Nichtraucherin und diese Kippen hatte sie für ihren Nachbarn mitbringen sollen, aber manchmal brauchte sie diese Illusion an Beruhigung, die ein solcher Glimmstängel besaß.
//Dieses Wetter macht mich fertig...//
Wieder seufzte sie.
Nicht, dass sie etwas gegen Regen hatte – keineswegs, aber sie hasste es, wenn er so unangekündigt kam. Man hätte sie doch zumindest warnen können.
Sie schüttelte den Kopf über diesen Gedankengang, konnte sich ein Grinsen über sich selbst nicht verkneifen.
Sie ließ die Zigarette fallen und trat sie aus, obwohl sie nur halb aufgeraucht war, ehe sie endlich war beheizte Halle des U-Bahnhofs betrat. Kurz sah sie sich zur Orientierung um, ging dann in Richtung des Gleises an dem ihre Bahn in ein paar Minuten ankommen würde. Auch wenn sie stark bezweifelte in dieser noch einen Platz zu bekommen. Als sie am Gleis ankam bestätigte sich ihre Vorahnung. Dort standen so viele Leute, dass sie nicht einmal versuchen brauchte noch in den gerade einfahrenden Zug zu kommen.
Also hieß es warten – mal wieder.
Es hasste es warten zu müssen, damit hatte sie schon viel zu viel Zeit vegeudet.
Sie ließ sich einfach vor einer Säule auf dem Boden nieder, zog ihre Umhängetasche auf ihren Schoß und holte daraus ein schmales Büchlein hervor, dass in dunkelroten Samt eingeschlagen war. Vorsichtig öffnete sie das antike Stück und las zum wiederholten Male die Worte die dort geschrieben standen. Nicht, dass sie das gemusst hätte, sie hatte es so oft gelesen, dass sie dieses Buch mittlerweile auswendig zitieren konnte.
Und dennoch konnte sie ihre Augen nicht davon lassen, musste wie unter Zwang immer wieder diese Sätze lesen, die vor ein paar hundert Jahren geschrieben worden waren.
Genau genommen dürfte dieses Büchlein nicht einmal mehr existieren.
Hätte es ihre Familie nicht all die Jahre unter Verschluss gehalten wäre es den anderen vermutlich in die Hand gefallen und vernichtet worden.
Doch so war es ihr ein großer Vorteil, denn nun wusste sie um das, was damals geschehen war und vermutlich wieder geschehen würde.

Als die Geräuschkulisse um sie herum zunahm sah sie auf und stellte fest, dass gleich der nächste Zug kommen würde. Also sah sie zu, dass sie wieder auf die Beine kam und ging nach vorn an den Bahnsteig, wo die Untergrundbahn gerade nicht eben geräuscharm hielt. Sie quittierte die drängelnden Menschen mit einem leisen Knurren und stellte sich in der Bahn an eine Wand, wandte ihre Augen wieder dem Buch zu, das sie noch immer in der Hand hielt.
Wo war sie stehengeblieben?
Achja.
Es würde wieder etwas passieren.
Vor einigen Monaten waren sie ersten Anzeichen aufgetreten, dicht gefolgt, vom Erscheinen der Person, die anscheinend der „Meister“ genannt wurde und dessen Auftauchen in dieser Welt mal eben ein paar Naturgesetze verdreht hatte – einschließlich „leichter“ Farbprobleme, duch die die ganze Welt nur noch in Schwarzweiß zu sehen war. Das hatte freilich niemand mitbekommen, weil der Meister den Lauf der Zeit ebenfalls unterbrochen hatte. Das waren mehr als genug Indizien dafür, dass er zu den wirklich hohen Tieren gehörte. Auch wenn er jetzt unschädlich gemacht worden war.
Sie legte den Kopf in den Nacken.
Das konnte heiter werden.
Der Flügel, der damals hier anwesend war, hatte seine Aufgabe zwar erfüllt und sorgte auch jetzt für einen geregelten Ablauf der Dinge, aber die Tatsache, dass selbst die Alte Riege schon auf dem Weg hierher war, war einfach zu alarmierend.
//Es wird sicher auch nicht lang dauern, bis noch mehr Flügel hier auftauchen...aus allen Familien...und dann wird es richtig spaßig...//

Sie verließ die Bahn an ihrer Zielstation und ging in Richtung des Apartments auf dem Unicampus, das sie sich gemietet hatte. Das der Regen sich mittlerweile beruhigt hatte und nur noch vereinzelt Tropfen vom Nachthimmel fielen, bemerkte sie in ihren Gedanken garnicht. Offiziell war sie hier als Studentin auf Austauschsemester.
Schnell schaut sie bei ihrem Nachbarn vorbei, lieferte die Dinge ab, die sie ihm hatte mitbringen sollen und ging dann in ihre eigene kleine Wohnung.
Kaum, dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte hörte sie ein heißeres Krächzen und das Geräusch von schlagenden Flügeln.
„Hey Crawford...“ meinte sie sanft und tätschelte dem Vogel, der soeben auf ihrer Schulter gelandet war, den Kopf.
Dann zog sie ihre Schuhe aus und ging weiter in ihre Küche, wo sie sich erst einen Schluck Wasser genehmigte, bevor sie anfing ihr Abendessen vorzubereiten. Ihre immer noch nassen Klamotten konnte sie auch noch wechseln, wenn alles im Topf und am kochen war.
Die ganze Zeit jedoch ging ihr das Buch nicht auf dem Kopf.
Sie unterbrach ihre Tätigkeit, lehnte sich an die Arbeitsplatte, sah nach oben an die Zimmerdecke.
Es würde später alles von Entscheidungen anhängen, die niemand beeinflussen oder vorhersehen konnte, nicht einmal die, die die Fähigkeit dazu besaßen.
Wie von selbst legte sich ihre Hand auf das schwere silberne Kreuz, dass sie an einer Kette um den Hals trug.
„Ich kann nichts tun, außer meine Rolle in diesem Szenario zu spielen und zu hoffen, dass andere das auch tun...“ Ein leises Schnarren ließ sie aufsehen.
Crawford hatte sich zu ihr gesellt und saß jetzt neben ihr auf der Arbeitsplatte. Sein Blick war eigentlich zu durchdringend und zu intelligent, um noch der einer normalen Krähe sein zu können.
„Jaja...is ja gut...“ murrte sie ihn an, fütterte ihn mit einem Stück Apfel.
Wie hatte man ihr gesagt >>Es wird alles so kommen wie es muss und wir müssen nur das tun, was nötig ist, damit es ablaufen kann.<<
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raitsh van faith
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Beitrag von raitsh van faith »

[OT: *grinz* ein wort: ditooo^^]

Der Latte produzierte einen solch starken Dampf, dass man meinen konnte, er würde die dunklen Wolken herausfordern wollen. In runden, wattigen Paketen zog er in den düstere Regenhimmel hinauf, bis er mit dem Boden des über ihm liegenden Balkons zusammen stieß.
Von dem düsteren Wetter langsam schlechte Laune bekommend sah sie von den Wolken wieder hinab zu dem kleinen, runden Tisch, an dem sie auf ihrem winzigen Balkon saß. Augeschlagen neben der Tasse das alte Buch, dass sie hatte für teures Geld importieren lassen.
Ihre dunkelgrünen Augen blickten still und starr auf die glühenden, größer geschriebene Überschrift dieser Seiten. Wie der Rhythmus des Herzschlages pulsierten die Buchstaben unter der durch das Gewitter aufgewühlten Magie. Tokio war wie eine Sammelstelle alter Magie, wie auf einer Deponie häufte sie sich hier an, ohne, dass man recht Herr ihrer wurde.
Die junge Frau seufzte schwer. Inzwischen wusste sie nicht mehr, was sie sich dabei gedacht hatte, zu glauben, solch ein seltsames Buch aus dem alten Europa könnte ihr helfen. Sie hatte es inzwischen drei oder viermal durchgeblättert. Auf alle offensichtlichen und geheimen Randbemerkungen geachtet, doch keine davon hatte ihr sagen können, wie sie diese verfluchten Kräfte loswurde.
Mit einem Fluch auf den Lippen stieß sie sich aus dem Lehnstuhl hoch und lief wieder zurück durch das kleine Zimmer in die nicht größere Küche. Die zwei Bentos, die zur Auswahl standen waren eigentlich schon zu alt, um sie noch jemandem anbieten zu können, aber sie griff sich trotzdem eines. Sie konnte es sich nicht leisten, sie einfach wegzuschmeißen.
Mit inzwischen gehörig vermiester Laune schmiss sie sich vor den Fernseher. Es gab nur seltsame Spielshows oder langweilige Magazine. Gelangweilt schob sie sich den ersten Happen Reis in den Mund und wusste genau, warum es so etwas, wie ein Mindesthaltbarkeitsdatum gab. Der Reis war pappig geworden und hatte den Geschmack der Plastikschale angenommen.
Die Balkontür stand immer noch offen und so kam das tiefe, heftige Grollen in aller Deutlichkeit ins Zimmer getragen. Auch das taghelle Leuchten der Blitze schaffte eine seltsame Stimmung im Zimmer.
Ihr Blick wanderte nach draußen. Ihre Augen hatten immer noch keinen anderen Ausdruck angenommen und doch hatte es in ihrem Kopf schon zu Arbeiten begonnen.
Durch ein leises Winseln wurde sie wieder aus ihrer Trance erweckt. Miël trottete mit müdem Blick auf sie zu und ließ sich, mit selbem Blick, vor ihre Füße fallen. Als würde er das Gewitter bewusst ignorieren wollen, drehte er den Kopf zum Fernseher, legte ihn auf die ausgestreckten Forderbeine und ließ die Lider halb über die Augen fallen.
Der nächste Donnerstoß entlockte ihm ein dumpfes Knurren.
Mit gehobenen Brauen sah sie zu ihrem Rüden hinab. Für einen Moment ruhten ihre Augen auf seinem schwarzen Fell wie zuvor auf der geöffneten Tür. Der Rüde hatte die Ohren angelegt und unbewusst das Nackenfell ein wenig gesträubt. Bei jedem Blitz und jedem neuerlichen Donnerschlag sah man deutlich das Zucken, wenn er die Ohren kurz noch mehr an den Kopf zog.
Wieder entfuhr ihr ein Seufzen. Langsam konnte sie es nicht mehr ignorieren, zumal ihr Hund es perfekt schaffte, ihr auf ganz subtile Weise ein schlechtes Gewissen zu bereiten.
Verdammt noch mal, jetzt höre ich schon auf einen Hund! Einen Hund, der nur durch Zufall wie ein Wolf aussieht und aus eben solchem eine viel zu wissende Ausstrahlung hat. Der immer so tut, als könnte er sie ebenso, wie ich, spüren, aber doch in Wahrheit gar keine Ahnung haben kann!
Zornig blickte sie auf die dunklen Schulterblätter zu ihren Füßen. Als hätte er es geahnt, hob er den Kopf und sah sie leise winselnd an. „Ja doch!“, fuhr sie ihn an. „Ich gehe ja schon!“
Nun endgültig verstimmt schmiss sie das nicht ganz gelehrte Bento auf den Couchtisch und rauschte in den engen Flur, zog den knöchellangen Mantel von der Garderobe. Sie hasste es schon jetzt bei diesem Wetter noch einmal zu einer solchen Tageszeit vor die Tür zu müssen. Mit einem kräftigen Schlag flogen sowohl Balkon- als auch Wohnungstür ohne ihr Zutun zu.

Zitternd stand sie auf dem Dach des Hochhauses, zog sich den weichen, wolligen Stoff des schwarzen Mantels enger um den Körper. Vor ihr zuckten die Blitze hinter den anderen Wolkenkratzern in der Bucht gen Wasser. Ob sie dort wirklich einschlugen oder vielleicht in der Tokio Bridge, konnte sie nicht erkennen.
Es war ihr auch so egal.
Angesäuert trat sie von einem Fuß auf den anderen und wünschte sich fast gegen den ihr in den Rücken stoßenden Wind unsichtbar zu sein. So hatte sie zwar keine Probleme die Kapuze über ihrem Kopf festzuhalten, aber trotzdem kroch die Kälte durch den dichten Stoff von Minute zu Minute besser durch.
Wieder fuhr ein leuchtender Blitz wie eine Schlange in einen der beiden Türme der Präfekturverwaltung ein. Keine zehn Sekunden später folgte ein zweiter Blitz in den selben Turm. Eine leicht gelbliche Färbung ging von ihm aus.
„Fünfhundert Yen, dass der nächste rot ist“, flüsterte sie gegen das dem Blitz gefolgte Donnern.
Gedanklich begann sie von zehn im Sekundentakt abwärts zu zählen. Als sie bei ‚zwei’ angekommen war, schoss ein dritter Blitz herab und fraß sich in den Blitzableiter. Er war nicht rot, wie sie angekündigt hatte, sondern durch das sein Leuchten ins Lila gehend.
„Na, da schuldet mir wer 500 Yen, so wie ich das sehe.“
Mit grimmigem Blick fingerte sie den im Wind wie wild tanzenden Gürtel und zog ihn mit einem Knoten fest um ihre Talje. Sie hatte keine Ahnung, warum sie wieder loslief und bald auf dem nächsten Hochhausdach landete und von dort sich springend weiter vorarbeitet. Warum sie überhaupt wieder hierher gekommen war, wo sie sich das weder ausgesucht noch gewünscht hatte. Und vor allem hatte sie keine Ahnung, warum sie doch wieder irgendwelchen Fremden half, die sich im normalen Alltag wohl kaum selbst helfen konnten.
Wenn sie es sich hätte aussuchen können, hätte sie diesen Leuten jedem ein kleines Stück dieser Kräfte abgegeben, die sie so hasste. Damit hätten sie alle sich selbst vor etwas schützen können, das sie nicht einmal sahen, anstatt sie mit so viel Macht auszustatten, von der ihr schwindlig wurde. Hätten die Leute ihre Kräfte bekommen, wäre alles gut gegangen. Doch so musste sie sich damit rumschlagen und weiter einen Weg finden, sie los zu werden.
Wieder aber hatte sie keine Zeit dafür. Eilte vielmehr einem neuen Ziel zu, dem sie normalerweise nie freiwillig begegnete wäre, weil es sie nicht scherte, was mit anderen geschah, und öffnete aufs Neue im Rennen und Springen die zu einer Kugel geformten Hände um einen Bannkreis entstehen zu lassen, der eben diesen Menschen half, um die sie sich eigentlich nicht scherte.
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

„Ach halt die Klappe, Crawford!“
Mit diesen Worten flog eine weitere Erdnuss in Richtung der Krähe, die auf dem Fenstersims saß und anscheinend das Gewitter beobachtete, um dann bei jedem einschlagendem Blitz aufzukrächzen. Die Nuss verfehlte ihn knapp, ließ ihn zornig in Richtung der jungen Frau sehen, die seinen Blick ebenso erwiderte.
„Vergiss es. Ich geh da nicht raus. Soll sich der Schmetterling darum kümmern, dass hier ist seine Arena, nicht meine.“ fuhr sie das Tier an, drehte sich wieder herum, um mit ihren Aufgaben forzufahren. „...und selbst wenn...ich kann nichts tun, dass weißt du...nicht so lang ich keine weiteren Anweisungen erhalte...“
Damit beendete sie ihren Gedankengang und richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf das Papier, das vor ihr ausgebreitet war, und das den Anschein hatte die Stammbäume mehrerer Familien darzustellen.
Eine Falte hatte sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet und sie biss sich unbewusst immer wieder auf die Unterlippe, als sie sich auf einem anderen Blatt Notizen machte.
Eine ganze Weile herrschte Stille, die nur vom Grollen der Donner und daraufhin von einem leisen Schnarren der Krähe unterbrochen wurde.

„Ach Schei*e...“
Sie schmiss ihren Kuli auf das Blatt und erhob sich schwerfällig.
„Das wird ja doch nichts.“
Mit einem tiefen Seufzen leerte sie ihre Teeschale, wandte sich dann ebenfalls dem Fenster zu, beobachtete die Blitze.
„Mir geht das alles viel zu schnell...das is nich gut...“ Die Krähe neben ihr machte ein Geräusch, das irgendwie zustimmend klang, nahm dann ihren Platz auf der Schulter der jungen Frau ein.
„Gut...überredet...“
Sie ging in den kleinen Flur der Wohnung, schnürte sich schwerfällig die Stiefel zu und zog einen knielangen Mantel über, bevor sie sich noch in einen langen dunkelgrauen Schal wickelte, so dass ihr Gesicht bis zur Nase verdeckt wurde.
Mit einem weiteren Seufzen nahm sie sich ihre Schlüssel und verließ mit Crawford, der wieder auf ihrer Schulter saß, und dem kleinen Buch, dass sie sicher in ihrer Tasche verstaut hatte, die Wohnung.
Es war einfach zum wahnsinnig werden. Da versuchte man in aller Ruhe Recherche zu betreiben, um zumindest eine Ahnung von dem zu haben, was einen hier erwarten würde, aber diese Idioten hatten nichts anderes zu tun, als einem Visionen zu schicken.
Frustriert bahnte sie sich den Weg durch die Straßen, versuchte den Regen zu ignorieren.
Es war ja schön und gut, wenn sie ihr helfen wollten, aber dann doch bitte auf eine Art und Weise, die ihr weniger Kopfschmerzen bereitete.
Sie sah in den Himmel, verfolgte mit dunklen Augen die Bahnen der Blitze.
„Was meinst du...Roppongi, oder? Die Regierungsgebäude...“ fragte sie ihren gefiederten Gefährten, der wiederum ein affirmatives Schnarren von sich gab.
„Super...“
Sie sah sich kurz um, verschwand dann in einer engeren Seitenstraße, auf der sich gerade niemand aufzuhalten schien. Sie zog ihre Hand aus der Manteltasche hervor, betrachtete den Ring, den sie am linken Ringfinger trug. Es war ein relativ breiter Silberring, in den ein dunkelblauer Stein eingelassen war, auf dem sich wiederum ein silbernes Kreuz abzeichnete.
„Na dann mal los...“
Sie barg das Artefakt in ihren Händen und konzentrierte sich auf den Ort an den sie wollte.

Keinen Lidschlag später stand sie am Rand des Platzes, der vor den Regierungsgebäuden lag und zog eine Augenbraue nach oben.
„Bannfeld?“ murrte sie. „So hatten wir aber nich gewettet, Crawford...“
Mit zusammengekniffenen Augen scannte sie ihre Umgebung, in der Hoffnung möglichst bald jemanden ausfindig zu machen, der für den Bannkreis verantwortlich sein konnte.
//Der einzige Trost ist, dass es niemand von der Alten Riege sein kann...die haben sowas nicht nötig...// murrte sie in Gedanken, während sie ihre Sinne schäfte.
Es war zum wildwerden: So lang sie nicht wusste mit wem sie es zu tun hatte konnte sie keine ihrer Fähigkeiten einsetzen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte sich zu verraten.
Warum musste sie immer die Drecksarbeit machen. Soweit sie wusste, waren doch schon einige andere hier in Tokyo, um diesen verflixten Schmelztiegel der Magie unter Kontrolle zu halten.
//Na warte Schwalbenschwanz, dass wirst du mir noch büßen...//
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raitsh van faith
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Beitrag von raitsh van faith »

Sie stand auf dem nächsten Rand eines Hochhauses und sah weiterhin zur Präfekturverwaltung. Die Blitze waren zur Ruhe gekommen, doch nun spürte sie deutlich die Präsenz eines dieser seltsamen, dämonenartigen Wesen die eher einem Manga entstammten, als der Realität.
Hätte sie es sich aussuchen können, hätte sie jetzt die Buchdeckel geschlossen und den Band wieder zurück ins Regal gestellt – doch die Wahl bestand schon seit einigen Monaten schon nicht mehr.
Mit einem kräftigen Sprung landete sie auf dem letzten Dach direkt gegenüber der beiden hell leuchtenden Türme. Ihr gesponnener Bannkreis hatte ein ungefähren Durchmesser von einer Meile und hatte das Gebäude mit den beiden Türmen direkt als Zentrum. Das versprach zwar genügend Handlungsspielraum, konnte aber auch leicht von anderen bemerkt werden.
Zweifelnd runzelte sie die Stirn. „Hoffen wir einfach, dass heute mal keiner mir zusieht, um den ich mich dann gleich anschließend kümmern kann.“
Ein tiefes, lauteres Grollen als der Donner erklang vom Dach der Verwaltung. Sie brauchte ihre Augen nicht nach dem Wesen anzustrengen, auch wenn sie nur einen winzigen Teil seines Kopfes sah. Diese Dämonen sahen zwar alle irgendwie anders aus. Und doch ähnelten sie sich am Ende viel zu sehr, als dass Spannung aufkommen konnte.
„Ich habe keine Lust…“, flüsterte sie in die Luft.

Mit einem tiefen Seufzen auf den Lippen sah sie hinunter zu dem langsam verblassenden Körper, in dessen Mitte die elegante, schlanke Klinge eines Katanas steckte. In einer fließenden Bewegung streckte sie die Hand aus, berührte den Knauf leicht mit zwei Fingern. Als sie die Hand zurück nahm, löste sich auch langsam das Schwert wieder auf, verbarg sich irgendwo in ihr, wo sie selbst nicht mehr wusste, was da noch alles war und es auch gar nicht wissen wollte.
Ihr waren diese Kräfte so zuwider. Vor Jahren, als sie die Magie in ihr entdeckt hatte, hatte sie es mit einer gewissen Befriedigung hingenommen und es irgendwann, nach Wochen oder Monaten akzeptiert.
Doch als man ihr viel, viel mehr gegeben hatte, als sie in ihrem Kopf je aushalten konnte, hatte sie die gesamte Magie in die Hölle verwünscht. Seitdem konnte sie sich nicht mehr gegen das Klopf in ihrem Kopf wehren, wenn irgendwo in ihrer Nähe Magie zirkulierte oder Menschen waren, die zumindest ein Stück mit ihr lebten, konnte sie bei einem Gewitter nicht mehr schlafen, weil die Erde selbst Magie erzeugte und konnte sie vor allem nicht mehr das Auftreten dieser Wesen überhören, mochten sie Dämonen heißen oder nicht, weil es sie sonst innerlich zerreißen würde.
Dass sie seit dem Tag Bannkreise erschaffen konnte, gefiel ihr, doch nicht, warum sie es tat. Schon als sie das erste Mal dem Drang irgendwann nachgegeben hatte und dem Dämon ausgelöscht hatte, hatte sie schnell einen Bannkreis erschaffen müssen, weil um sie herum alles in Schutt und Asche gelegt worden war. Nicht nur von dem ‚Dämon’…
Müde sah sie hinunter auf die Straße vor der Präfekturverwaltung. Keine einzige Menschenseele war dort zu sehen, trotzdem dort eigentlich Massen sein mussten. Es war sehr angenehm so. Es war viel stiller, als sonst, die Luft schien schon jetzt ein klein wenig klarer, wo nicht tausende Autos unten vorbei rauschten. Es war viel friedlicher…
Schweren Herzens und Stimmung schloss sie die Augen. Als sie sie wieder öffnete schoss die milchige ‚Wand’ des Bannkreises an ihr vorbei und präsentierte die belebte, hektische und laute Straße unter ihr.
Ab nach Hause zu Miël. Ich sterbe vor Hunger…
Stocksteif stand sie plötzlich am Rand des Daches. Deutlich spürte sie eine starke magische Präsenz. Sie kam aber offensichtlich nicht von einem Dämon, die Energie war dafür viel zu anders. Sie konnte jetzt nicht sagen, ob sie gut oder schlecht war – das war noch nie ihr Fall gewesen- , doch eines wusste sie: Sie musste schleunigst von hier verschwinden.
Ein schneller Blick über die Schulter verriet ihr, dass der ‚Dämon’ verschwunden war und ihr Katana auch. Ein schneller Sprint brachte sie einmal komplett über das Dach, wo sie hinten hinunter sprang. Sie hatte Glück, dass in dem Moment keine Menschen auf der Gasse waren, die sie sich ausgesucht hatte. Normalerweise wäre sie über die Dächer verschwunden, bis sie sorgenfrei in einer kleinen Gasse sie wieder verlassen hatte. Doch sie wusste weder wo diese fremde Energie herkam, noch ob sie ihr gut gesinnt war. Und auf einen weiteren Kampf wollte sie es absolut nicht ankommen lassen.
Ein paar hundert Meter den Block umrundet war sie wieder auf der Hauptverkehrsstraße angekommen. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, sodass sie ohne vollkommen durchweicht zu werden, hinauf sehen konnte.
Weder auf dem Dach der Präfekturverwaltung, die Straße hinauf und hinab, noch gegenüber sah sie jemanden, der eine solche Magie hatte ausströmen können.
Verwirrt runzelte sie die Stirn und sah wieder herab. Auf einmal spürte sie nichts mehr. Nur noch das leichte Knistern, dass das Gewitter erzeugte.
Verzweifelt fasste sie sich an die Schläfe. „Halluziniere ich etwa jetzt schon? Ich brauche etwas zu essen…“
Mit den Händen in den Manteltaschen vergraben machte sie sich auf den Weg zurück zur U-Bahn, die sie nun zwangsläufig benutzen musste, da ihr der ‚oberirdische’ Weg abgeschnitten worden war.
Zu ihrem Glück musste sie nicht sehr weit laufen und konnte ihre Füße auf der halbstündigen Fahrt ausruhen. Und zum Glück musste sie nicht sehr lang auf die Bahn warten. Sie konnte sich noch etwas kleines, warmes zu Essen kaufen und ließ sich dann erschöpft auf eine freie Bank im letzten Wagon fallen.
Seit einigen Monaten fuhr sie vermehrt und lieber U-Bahn. Hier unten war die Präsenz der Stadt nicht mehr zu Spüren, die vielen Energien der Menschen, die sie bewusst oder unbewusst aussandten, waren wie abgeblockt und vor allem kam kein noch so kleiner Hinweis auf einen ‚Dämon’ oder anderes Übel hier hinunter durch.
Als die U-Bahn langsam anfuhr und die letzten Gäste gerade noch zwischen den sich schließenden Türen hindurch sprangen, schloss sie die Augen und lehnte den Kopf an das Fenster hinter sich. Eine halbe Stunde Ruhe, dann war hoffentlich das Gewitter abgezogen und sie konnte vielleicht ruhiger Schlafen…


[OT: verdammt, iwi ist das imo bei mir ne seltsame mischung aus X und bleach X'D *zu viel anime gesehen hat*
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Beitrag von Karasu »

Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen sah sie dem Geschehen zu, lehnte von Blicken verborgen an einem der Beine der riesigen Spinnenskulptur, die sich auf dem Platz vor der Präfekturverwaltung befand.
//Nicht schlecht...fragt sich nur, wer sie ist...//
Sie nahm das kleine Buch aus ihrer Tasche und begann, noch immer halb die Gestalt mit dem Katana beobachtend, darin zu blättern.
Wenn sie zu einer der Familien gehörte, müsste sich zumindest ein Hinweis finden lassen...

Sie wurde erst wieder aufmerksam, als sich das Bannfeld verflüchtigte. Sie konnte gerade noch sehen, wie das Mädchen über eines der Dächer aus ihrem Blickfeld verschwand.
„Nun gut, dann-“ Sie zuckte zusammen, als ihr Selbstgespräch von einer ruhigen Stimme unterbrochen wurde.
„Mal auf die Idee gekommen, dass es praktischer wäre, seine Präsenz etwas zu tarnen?“
Sie dreht sich mit hochgezogenen Augenbrauen um und sah in ein ebenmäßiges Gesicht auf dem ein leichtes Lächeln lag.
„Schon. Ich dachte nur nicht, dass ich so schnell Besuch bekommen würde...“ Ihr Augen wanderten über die Gestalt und Erkennen spiegelte sich in ihnen wider. „Vor allem dachte ich nicht, dass DU hier bist.“
Sie wurden unterbrochen, von Crawford, der auf die Schulter seiner Begleiterin zurückkehrte, nachdem er das andere Mädchen eine Weile beobachtet hatte.
„Ich bin also so bekannt?“ fragte der Unbekannte, nachdem der die Krähe kurz gemustert hatte.
Sie stieß sich von der Skulptur ab, bedeutete dem zierlich gebauten Mann ihr zu folgen, bis sie sich gemeinsam auf einer Bank am Rand des Platzes niederließen.
„Ich will ja nich aufdringlich sein, aber es gibt nun mal nicht allzuviele...ehm...Leute...auf die deine Aura passt...aber egal...wer war das eben?“ Sie tätschelte sanft den Kopf ihres Haustiers.
„Keine Ahnung.“ Der andere zuckte mit den Schultern. „Ich bin auch nur gekommen, weil ich das Dunkle gespürt habe. Ihre Aura ist mir unbekannt...aber vielleicht sollte ich mal nachfragen...“
Sie nickte ergeben.
„Und warum war euer Flügelpaar nicht hier?“ fragte sie dann.
„Er ist...momentan nicht in Tokyo...er ist vor drei Tagen mit seinem Wächter nach Kyoto aufgebrochen, weil dort anscheinend einiges im Argen liegt...sie glauben, dass der Meister dort irgendwo ist.“
„War der nich tot?“
Der junge Mann stand auf.
„'War' trifft es anscheinend leider sehr gut...Naja...ich mach mich lieber auf den Weg...“
Mit diesen Worten und einem Winken verschwand der in der Menschenmenge, war eine Sekunde später schon nicht mehr zu sehen.
Auch sie kam wieder auf die Beine.
//Wär ja auch zu schön, wenn diese Toten mal tot bleiben würden...//
Sie sah sich um.
Erstmal musste sie jetzt eine halbwegs verlassene Seitengasse finden, damit sie zurück in ihr Wohngebiet kam.

Später in der Nacht war sie noch immer wach, beobachtete den Himmel, der über der Metropole nie richtig dunkel zu werden schien.
Es wäre vermutlich zunächst einmal gut herauszufinden, wer dieses Mädchen heute gewesen war.
Crawford hatte ihr nur bis zu einer U-Bahn-Station folgen können, sodass sie nicht wusste, wo sie wohnte.
Aber auch das würde sich herausfinden lassen.
Ihr restlichen Gedanken drehten sich um die Begegnung, die sie heute gehabt hatte.
Als sie in ihrer Wohnung angekommen war, hatte sie alle Informationen, die sie zusammengetragen hatte durchsucht, und war tatsächlich fündig geworden.
Auch wenn sie immer noch nicht recht glauben konnte, dass sie wirklich mit ihm geredet hatte.
Sie rief sich sein Gesicht ins Gedächtnis.
Ein ebenmäßiges Gesicht, wie von Gott persönlich erschaffen.
Dunkle, warme Augen, in denen das Wissen von Ewigkeiten lag.
Volle Lippen, die weich wie Rosenblüten wirkten und meist nicht viel sprachen.
Sie schüttelte den Kopf.
Selbst wenn man es nicht wusste, musste man erkennen, dass dieses Wesen kein Mensch sein konnte.
Bisher hatte sie nur von ihm gehört: Ein Engel, der von einem Mitglied der Dunklen Familie in Versuchung geführt worden war und darauf fiel. Später hatte er sich dem Schwalbenschwanz angeschlossen, um die Wiederkehr des Meisters zu verhindern.
Und nun hatte sie ihn also getroffen.
Interessant war er allemal.

[OT: Ja, an X musste ich auch schon denken. XD
Dafür lehn ich meins viel zu sehr an eine absolut göttliche Fanfiction an *lol*
Wir ham beide echt nen Schuss weg XD]
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raitsh van faith
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Beitrag von raitsh van faith »

[OT: wiiiie recht du doch hast XD]

Es war viel zu früh am morgen, als sie auf ihrem Balkon stand und der aufgehenden Sonne zusah. Es war wahnsinnig kalt, sodass sie ihren eigenen Atem in kleinen Wölkchen sehen konnte und deshalb noch weniger wusste, warum sie hier draußen stand und warum sie so früh aufgewacht war. Sonst hatte sie immer weiter schlafen können, doch das war ihr absolut nicht gelungen.
Miël hatte sich nicht stören lassen. Er lag immer noch am Fußende des Futobettes und schlummerte friedlich. Erst, als sie begann die Matraze und Laken wieder zusammen zu rollen, erwachte er leicht und stieß ein undeutliches Winseln aus.
Ihr Frühstück fiel so kläglich wie immer aus. Irgendwann gegen Mittag würde sie großen Hunger verspüren, vielleicht sogar Schwindel und Übelkeit und sich dann etwas zu Essen suchen. Aber im Moment brachte sie nichts herunter.
Dutzende U-Bahn Stationen später war sie bei ihrer Arbeit angekommen. Seit ein paar Monaten half sie hier aus, bis sie sich die Studiengebühren leisten konnte. Ein paar würden es wohl noch sein. Vielleicht konnte sie im nächsten oder übernächsten Jahr dann endlich anfangen.
Sie hatte ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen entwickelt und so machte ihr die Arbeit Spaß und sie genoss sie. Vorallem…
„Haruna-san?? Kannst du bitte mal herkommen?“ Es war ihr Chef gewesen, der sie von seinem Büro aus gerufen hatte.
Nach einem kurzen Sprint stand sie in der Tür zu seinem Büro. An dem runden Tisch vor seinem Schreibtisch, an dem häufig morgendliche Besprechungen stattfanden, saß einer ihrer Kollegen, der sich offensichtlich zuvor mit ihrem Chef unterhalten hatte.
„Hast du übernächstes Wochenende schon etwas vor?“
Verwirrt, aber aufmerksam schüttelte sie mit ihrem Kopf.
„Minawo-san kann zu dem Lehrgang nicht mitkommen, also wäre ein Platz für dich frei“, erklärte ihr Vorgesetzer.
„Natürlich nur, wenn du willst“, setzte ihr Kollege hinterher.
„Übernächstes Wochenende, ja?“ Sie blickte an ihrem Chef vorbei auf den Kalender, der hinter ihm hing. „Klar, gern!“
„Super!“, entgegnete dieser und lächelte.
Mit einem dankbaren Nicken drehte sie sich um und lief wieder zu ihrem Platz zurück. Sie hatte den Blick so weit gesenkt, dass sie im Augenwinkel ihren Kollegen noch sehen konnte, der den Kopf wieder zu ihrem Vorgesetzten wandte.
Wenn ich mit diesen Schnapsideen aufhöre, habe ich vielleicht für ein Wochenende mal Ruhe vor diesem Zirkus.
Als sie wieder vor ihrem PC saß, stützte sie die Stirn auf ihren Händen auf und seufzte tief. Sie hatte wieder Kopfschmerzen bekommen. Wie das Schlagen von Wellen an einen Strand pulsierte es in ihrem Kopf.
„Hey, magst du Nudeln haben?“ Es war einer ihrer Kollegen. Sie wusste, dass er ihr gebratene Nudeln mitbringen wollte, doch sie schüttelte mit dem Kopf.
„Nein danke, ich hole mir etwas anders.“
„Okay!“
Sie sah noch, wie er wieder verschwand und bei den anderen fragen ging, dann erhob sie sich und zog ihren Mantel vom Stuhl. Schnell hatte sie ihr Portmonee gegriffen und war aus den Räumen hinaus auf die Straße verschwunden.

Es war immer noch so kalt wie am Morgen. Der Himmel war zwar blau mit kleinen Wölckchen, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es bald schneien würde, obwohl sie nicht wusste, woher dieses Gefühl kam.
Sie lief nicht weit, zwei Blocks weiter wandte sie sich nach rechts und betrat den Buchladen, von dem sie gestern den dicken Band geholt hatte. Unschlüssig lief sie wieder nach oben in die zweite Etage, wo meistens weniger Leute waren, als unten. Hier stand viel übersetzte westliche Literatur, die nicht so viel gelesen wurde.
Nicht so von ihr. Noch immer war sie auf der Suche nach einem Hinweis, wie sie diese göttliche Macht loswerden konnte, während sie schon längst aufgegeben hatte zu begreifen, dass diese Person eine Göttin gewesen war, die ihr die Kräfte verliehen hatte. Diese vermaledeiten Kräfte, die sie gar nicht hatte haben wollen…
Mit in den Manteltaschen vergrabenen Händen führten sie ihre Füße wieder zu einem bestimmten Regal, wo sie wie so oft begann, die Buchrücken der Regal abzusuchen und später anfing einzelne Bände auf ihren Armen zu Türmen, eher sie zu der kleinen Sitzecke lief.
Heute hatte sie nur zwei alte Antiquitäten gefunden, die eigentlich viel zu teuer für sie waren, sollte sie sich für eines oder beide entscheiden. Unschlüssig begann sie in dem ersten zu lesen.
Es war wie immer. Das, was sie suchte, fand sie nicht auch wenn hier von Dingen erzählt wurde, die auch sie angingen. Doch man stellte sie sich hier nur vor, vereinfachte sie so, dass sie scheinbar unkompliziert und bequem erschienen und nun so weit weg von der Realität lagen, wie es nicht hätte sein können.
Müde lehnte sie sich an, schob das Buch ein Stück ihre Beine hinauf auf sah zu der Fensterfront, die auf die Straße zeigte.
Mit leichtem Erstaunen zog sie die Brauen hoch. Draußen schwebten leicht schräg kleine Flocken an den Fenstern vorbei und bedeckten alles mit einer milimeterdünnen, weißen Schicht.
Sie hatte noch keine Minute dem Fallen zugesehen, da wurden die Flocken plötzlich grauer, fielen schneller.
„Ame…“, flüsterte sie. Der Regen machte in wenigen Sekunden alles nass und ertränkte es in ihm. Sie konnte nur hoffen, das, wenn sie wieder raus wollte, da ihre Mittagspause nicht mehr lang weilte, es aufgehört hatte. Sie hasste Regen…

Diesmal ohne ein weiteres Buch für ihre Sammlung der nichtigen Informationen verlies sie den Regen. Es regnete noch, hatte aber schon etwas nachgelassen. Wie eine Katze verkroch sie sich in ihren Mantel und unter die Kapuze, damit sie nicht nass wurde. Mit verstimmtem Blick eilte sie so die Straße entlang zurück zu ihrer Arbeit, zu der sie inzwischen schon zu spät kam. Die Kopfschmerzen waren nicht verschwunden, waren zwar leichter geworden, pochten aber immer noch.
Vielleicht war es diesmal ja nur der Stress, der Hunger und der wenige Schlaf, der sie erzeugten und nicht wieder ein neuer Dämon, den sie doch nicht vollkommen ignorieren konnte, so sehr sie es jedes Mal versuchte.
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

„Erst Schnee...dann Regen...wie wär's als nächstes mit einem Gewitter?...hatten wir lang nich mehr...“ Sie stieß sich vom Fensterbrett ab, ging zurück zu dem Schreibtisch an dem sie eigetnlich schon lange wieder hätte arbeiten sollen.
„Ach jetz hör schon auf rumzumaulen Iwaya!“ meinte ihr Kollege fröhlich. „Sei froh, dass wir hier im Warmen zwischen unseren Büchern sitzen und nicht draußen arbeiten müssen...“
Sie ließ sich wieder auf ihren Platz fallen.
„Das bin ich Gotô, da sei dir mal sicher...“
//..denn was ihr nicht wisst, ist das dieser Platz irgendwie abgeschirmt ist, von dem was draußen passiert...keine magischen Einflüsse, oder nur sehr wenige, dringen bis hierher vor...//
Mit einem kleinen Seufzen machte sie sich wieder an die Arbeit und besah sich das Buch, das vor ihr lag näher.
Es war ein relativaltes Stück, sie datierte es in der Liste, auf der schon einige andere Werke aufgeführt wurden, auf die Mitte des 19. Jahrhunderts. Allem Anschein nach stammte es aus dem englischsprachigen Raums Europas.
Sie legte die Stirn in Falten.
//Wenn das mal kein Zufall ist...//
„Gotô-kun, hast das das Lexikon mit den altenglischen Dialekten gesehen?“
Der junge Mann, der noch immer auf seine eigene Arbeit konzentriert war, blickte nur kurz über seinen Tisch, reichte ihr dann das gewünschte Buch, die Augen schon wieder auf den Zeilen geheftet an denen er gerade arbeitete.
Sie schlug das Buch auf, wühlte sich durch die Beschreibungen und Texte in den einzelnen Dialekten, die von Gälisch über Angelsächsisch bis hin zu den Nordisch beeinflussten Varianten der Altenglischen Sprache reichte.

„Na also...“ brummte sie nach etwa 20 Minuten zufrieden.
Südliches Großbritanien, irgendwo in der Nähe der Grenze wischen England und Wales, auch wenn diese damals schon vereint gewesen waren.
Sie streckte sich, trug dann die Daten gewissenhaftn in die Liste ein.
Ein Blick auf die Uhr ließ sie lächeln.
Es war beinahe Zeit für sie, nach hause zu gehen.
Sie erhob sich, griff nach dem Stapel Bücher, die sie heute bearbeitet hatte.
„Ich bring die hier nach oben zur Europäischen Literatur, ok?“ informierte sie ihren Kollegen, erntete aber kaum ein abwesendes Nicken, da dieser anscheinend bis zum Haaransatz in einer altjapanischen Übersetzung steckte.
Sie verließ also das Hinterzimmer der Buchhandlung und trat nach vorn in den Verkaufsraum, wo ihr Chef gerade dabei war einige Bücher neu in die Regale zu sortieren.
„Ah, fertig für heute?“
„Ja Fukushima-san.“
Gemeinsam gingen sie nach oben, um die Bücher wieder an ihre Plätze zu stellen.
„Ich bin wirklich froh, dass du dich bei uns um diesen Job beworben hast Iwaya. Es ist schwer Leute zu finden, die sich gut mit alteuropäischer Literatur auskennen. Erstrecht, wenn es um Mythologie geht...“ meinte der Mann Ende 40 zu ihr.
„Ich bin froh einen Job gefunden zu haben, bei dem ich dieses Wissen anwenden kann. Da war das Studium wenigstens nicht ganz umsonst.“ antwortete sie lachend.

Einige Minuten später verließ sie die Buchhandlung und sah hinauf in den Himmel.
„Wagt es bloß nich jetzt wieder zu regnen...“ meinte sie mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen zu den schweren Wolken, die den Himmel bedeckten.
Sie wollte gerade weitergehen, als sie etwas fühlte.
Gar nicht weit von ihr.
Eine Aura, die sie da wo sie war definitiv nicht haben wollte.
//Och nö...//
Seufzend drehte sie sich wieder herum und ging nach links, anstatt nach rechts – die Richtung in der die U-bahn-station lag, zu der sie gemusst hätte.
So beschleunigte sie ihre Schritte in Richtung des kleinen Parks, der hier in der Nähe sein musste, bis sie schließlich rannte.
Als sie den Kiesweg betrat, der hindurchführte wurde sie wieder langsamer. Es war wichtiger zu hören, was um sie herum geschah, als schnell durch die Gegend zu stürmen.
Und da!
Da war doch etwas.
Ein wildes Atmen, eine andere, verängstigte Stimme, die um Hilfe bat.
Sie verließ den Weg, tastete sich mit gespitzten Ohren durch die Grünfläche des Parks, darauf bedacht nicht über irgendeine Baumwurzel zu stolpern.
Dann, zwischen zwei alten Kirschbäumen konnte sie es sehen.
Eine junge Frau, die von einem anscheinend männlichen Wesen von hinten festgehalten wurde und unter Tränen um ihr Leben flehte.
„Hat man dir nicht beigebracht, dass man eine Lady nicht zu weinen bringt?“ fragte sie.
Das Wesen sah auf, verengte die Augen.
„Was geht dich das an?“ fragte seine schnarrende Stimme in einem ungepflegten Englisch.
„Nichts eigentlich. Aber ihr seit außerhalb eures Territoriums. Bleibt in Europa wo ihr hingehört. Schlimm genug, dass ihr euch mit der Alten Riege verbündet habt...“
Die glühenden Augen des Gegenübers weiteten sich in Erkennen.
„Du?“
„Ich.“ Sie grinste. „Blöd für dich, oder?“
Sie hob ihre Hand; zwischen ihren Fingern schienen kleine elektrische Ladungen hin und der zu springen.
Die junge Frau in den Armen des Dämons fiel in Ohnmacht, wurde von ihm fallen gelassen.

Geschafft schloss sie die Tür ihrer Wohnung hinter sich und ließ sich auf den Boden fallen.
Sofort saß Crawford vor ihr, sah sie fordernd an.
„Ein Verwandelter. Noch recht jung, vielleicht 60 Jahre.“ meinte sie, als sie ihre Schuhe auszog.
„Schätze sie nutzen die Chance, jetzt wo der Wächter nicht da ist...“
Sie stand wieder auf, ging in ihr spärlich eingerichtetes Wohnzimmer, um der Krähe den Futternapf aufzufüllen und ließ sich dann auf ihr Futon fallen, das noch vom Morgen ausgerollt auf dem Boden lag.
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raitsh van faith
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Beitrag von raitsh van faith »

„Hey, Haruna-san ist wieder da!“
Sie lächelte ein wenig verlegen, nickte und schob sich den Mantel von den Schultern. Sie wusste nicht, warum ihre Kollegen sie immer so begrüßten. Als wäre es ein Wunder oder eine Überraschung. Meistens lag es daran, dass sie eher da war, als man sie erwartete. Doch trotzdem konnte sie sich diese Reaktion immer noch nicht erklären.
Vielleicht lag es daran, dass sie sich ihre Kollegen nicht erklären konnte. Manchmal fühlte sie sich unter ihnen wie ein Wesen vom Mars.
Sie wusste genau, dass das nicht stimmte. Sie war so menschlich wie alle anderen hier, nur konnte sie ein paar Dinge, von denen die Anderen vielleicht nur Träumten.
Sie hätte sich diese Dinge nicht einmal in ihren Albträumen gewünscht.
Ihr Blick fiel auf die Uhr schräg über ihr. Sie sehnte sich ihrem Feierabend hin. Es war Freitag, Wochenende… Ruhe.
Keine viertel Stunde später hatte sie entschieden, zu gehen. Egal was ihre Kollegen denken mochten, dass sie so zeitig ging, heute war ihr es wirklich absolut egal. Andern tags fragte sie sich häufig, ob man ihr missgütig Blicke hinterher warf, wenn sie zeitig Feierabend machte. Doch heute kam sie nicht einmal auf die Idee, darüber nachzudenken.
„Schönes Wochenende!“, rief sie über die Schulter und vernahm noch den langgezogenen Dank der anderen, bevor sie hastig die Treppen herunter lief, um ins Freie zu kommen.

Erstaunt sah sie nach oben. Ganz langsam fielen weiße, kleine Flocken vom Himmel. Es war, als würde das Wetter nicht hierher gehören, war es doch viel ruhiger und sanfter, als es die Stadt je sein könnte.
Unwillkürlich streckte sie die nackte Hand aus. Ein paar Sekunden später traf die erste Flocke ihren Handteller und schmolz sofort, hinterließ nur einen kleinen, klaren Tropfen.
Hohl blickten ihre Augen auf die rechte Handfläche. Sie wusste nicht genau, was sie da sah, wusste nicht, was das zu bedeuten hatte oder was sie darüber denken sollte.
… nur etwas wusste sie. Etwas stimmte nicht.
Sie konnte ihren Blick nicht von ihrer Hand nehmen und der Flocke, die auf ihr landete. Sie spürte nur tief in sich, dass sie da etwas regte, von dem sie nicht wusste, was es war. War es ein Wahrsignal oder ein Hinweis.
Die nächste Flocke konnte sie in ihrer Feinstruktur besser erkennen. Wie ein filigraner Stern, dessen Muster sich keiner ausdenken könnte, landete sie auf der kalten, sich langsam rötenden Haut ihrer Rechten.
Ihr begannen die Augen leicht zu tränen, so sehr starrte sie die Schneeflocke an. Das Blinzeln fiel ihr schwer, ihre Augen waren wie fixiert.
Plötzlich ahnte sie, was los war und konnte sich doch nicht dagegen wären.
Eine neuerliche Flocke schwebte herab auf ihre Hand und plötzlich löste sich der Kloß in ihrer Kehle. Wie aus dem Nichts begann sie leise an zu Schluchzen.
Erinnerungen zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Erinnerungen, die erst wenige Jahre zurück lagen, damals, als man ihre ‚normalen’, glücklichen Kräfte genommen hatte und sie gegen zehnfach so starke, göttliche Kräfte ausgetauscht hatte. Niemand hatte sie gefragt, ob sie das wollte. Niemand hatte anschließend gefragt, wie sie sich fühlte oder ihr Hilfe angeboten. Alles hatte nur auf sie hinab geblickt, mit den Augen: „Komm klar, oder du willst sterben.“
Dann tauchten die ersten Dämonen auf, die sie nun wahrnehmen konnte. Vorher hatte sie oft ein komisches oder nervöses Gefühl gehabt. Nur jetzt konnte sie es nicht mehr ignorieren. Alles in ihr schrie ihr die Präsenz des ‚Dämons’ entgegen, löste Schmerzen aus, die sie nicht abschütteln konnte. Diese ach so großartige göttliche Magie kam ihr seit dem eher wie der Fluch des Teufels vor, wenn es einen solchen gab.
Innerlich seufzte sie bitter. Es gab Götter, warum sollte es dann nicht auch Teufel geben?
Doch so sehr sie das verbitterte, die Erinnerungen wurde sie damit nicht los. Sie sah, wie langsam aber sicher all ihre Freunde ihr den Rücken kehrten, weil sie alle deutlich mit bekamen, dass sie noch seltsamer und undruchschaubarer wurde. Ihre plötzlichen Aufbrüche waren genauso seltsam wie ihre häufigen Stimmungsschwankungen.
Weinend, zitternd und völlig kraftlos ging sie unbewusst in die Hocke, schlang die Arme um die angewinkelten Beine und legte den Kopf schwer auf die Knie. Sie wusste, dass um sie herum noch Passanten waren. Sie wusste, dass man sie wahrscheinlich äußerst skeptisch musterte. Doch sie konnte sie der innerlichen Übermacht nicht wehren.
Es war eine Schande. Zwar wusste sie genau, warum plötzlich alles auf sie ein- und zusammenbrach. Aber sie konnte sich dessen nicht erwehren. Konnte keinen Gegenbann über die Lippen bringen und sich so von dieser Illusion trennen, von den Bildern die um sie tanzten.
Verzweifelt hob sie den Kopf und sah mit verschwommenen Augen über ihre Beine hinweg vor sich. Alles war von Schnee bedeckt. Wie im tiefsten Winter lag alles unter einer zentimeterdicken Schicht, die bläulich zwischen dem leichten Nebel schimmerte. Die Straßenfronten, Häuser und Menschen waren langsam verschwunden. Nun schneite es nur noch sachte, so dass man es nur schwer wahrnehmen konnte.
Ein ersticktes Fluchen entfuhr ihrer Kehle. Unwillkürlich senkte sie wieder den Blick und legte die Stirn auf die Knie.
Sie wollte diese Gedanken und Bilder loswerden und konnte es nicht. Sie wusste, dass sie es nicht konnte, weil das nicht nur reine Illusion war. Diese Dinge von ein paar Jahren beschäftigten sie noch heute. Da musste ein Dämon nur das richtige Ventil finden und schon sprudelten alle erschütternden Emotionen und Erinnerungen wie von selbst.
Doch woher wusste er von ihm? Wie konnte ein Dämon, der sie nicht kannte, so schnell ihren Schwachpunkt finden und ihn ausnutzen, sie mir nichts dir nichts in eine Illusion führen, aus der sie mit reiner Willenskraft eigentlich nicht mehr hinaus kommen würde?
Diese Erkenntnis riss sie noch weiter hinab in ihr schwarzes Inneres, in dem sie sich selbst beschuldigte und bemitleidete, für das, was gesehen war. Eigentlich wusste sie, dass sie es nicht mehr ändern konnte. Doch jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
Mit dem Mantelärmel versuchte sie die Tränen wegzuwischen, um wieder etwas zu sehen. Doch außer Schnee, kleinen Hügeln und einem nebeligblauen Himmel konnte sie nichts weiter erkennen.
Ihr war kalt. Sie zitterte so sehr, dass ihr schon alle Muskeln im Leib weh taten, aber es gelang ihr nicht, das Zittern zu unterdrücken.
„Du verdammter Dämon!“, flüsterte sie mit tränen erstickter Stimme, „ich weiß das du das bist!“ Sie schluckte, versuchte wieder Luft zu bekommen. Es wunderte sie, dass sie, noch jetzt, Bitternis und Abscheu in die Stimme legen konnte.
„Ich weiß genau, dass das nur eine Illusion und nicht die Realität ist!“
Ihre Stimme wurde sofort von der Kälte geschluckt, sodass sie sie kaum selbst hören konnte. Kleine Wölkchen stiegen vor ihrem geöffneten Mund auf.
„Glaub nur nicht, dass ich dir nachgeben werden“, sprach sie, wispernd, mit kaum noch vorhandener Kraft. „Ich werde mich nicht töten… ich werde mich nicht umbringen…!“
Schwer atmend starrte sie gerade aus, versuchte, irgendwo Energie in ihrem Körper oder Geist zu finden. Nicht, um Magie anzuwenden, sondern um aufzustehen.
Doch sie fand nichts. Immerzu sah sie, ihre beste Freundin sie erschüttert und voller Furcht anstarrte, bevor sie sich Hals über Kopf von ihr wegdrehte und davon rannte. Und damit in Sicherheit, weg von dem Dämon, den sie damals gerade noch hatte abwehren können, bevor er ihre Freundin hatte töten können.
Verzweifelt streckte sie die Hand nach ihrer rennenden Freundin aus, als könnte sie sie damit noch festhalten. Doch ihre Hand langte ins Leere. Es war nur ein Bild, das vor ihr im Nebel tanzte, nicht die Realität. Und doch wahre Geschichte.
Ihr kamen wieder die Tränen, unaufhaltsam und heftig. Kaum Luft zum Atmend zwischen dem Schluchzen bekommen stieß sie flüster leise aus: „Ich werde dir nicht nachgeben! ... ich werde… nicht sterben…“
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

„...naja...und danach bin ich eben wieder nach Japan gekommen. Ich konnte mich schlecht gegen die Anweisungen wehren, aber ich hätte es auch sonst getan...ich finde das alles etwas zu merkwürdig, um nicht ein bisschen neugierig darauf zu werden, was hier demnächst so alles passieren soll...“ Lächelnd sah sie ihr blondes Gegenüber an. „Und wieso bist du wieder hier?“
Shinya zuckte leicht mit den Schultern.
„Ich hab ja schon erwähnt, dass der Schwalbenschwanz in Kyoto ist...er und der Wächter werden frühestens in 2 Tagen zurück sein...“
„...und du dachtest es ist besser, wenn wenigstens du da bist, als gar niemand.“
„Genau.“
Der junge Mann sah sie ein paar Momente forschend an.
„Wo ist dein Wächter?“
Ein kaltes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie blieb stehen, sah sich kurz in dem Park um, in dem sie den wundersamen Mann das zweite Mal getroffen hatte. Dann streckte sie die Hände aus und sah zu, wie einige Schneeflocken darauf landeten, bevor sie zu einer Antwort ansetzte.
„Ich habe keinen Wächter.“
„Aber je-“ Mit einer abrupten Handbewegung stoppte sie ihn in seiner Antwort.
„Mein Wächter ist tot.“
Diesmal nickte der Blonde noch.
Sie selbst sah nach oben in den Himmel.
„Ich musste meinen Wächter töten...die Alte Riege hatte ihn unter Ihre Kontrolle gebracht. Ich hätte nichts anderes tun können. So kann ich hoffen, dass er in Frieden ruht.“ Sie wandte sich dem Mann, der neben ihm stand wieder zu. „Ich habe mich danach – anscheinend erfolgreich – geweigert einen neuen anzunehmen. Das ist der einzige Grund, weshalb ich direkt von ihnen Anweisungen bekomme.“
Langsam gingen sie weiter, liefen schweigend durch den Park, der jetzt langsam vom Schnee verhüllt wurde.
Sie wusste nicht, was der Ältere an ihrer Seite dachte, dazu war sie viel zu sehr mit ihren eigenen Erinnerungen beschäftigt. Dinge, die sie nie vergessen wollte, die schmerzten, die aber genauso ein Teil von ihr waren, wie alles andere auch. Es hatte Zeit gebraucht diese Tatsache zu akzeptieren, doch es war ihr gelungen, nicht zuletzt, weil sie gewusst hatte, dass er lieber gestorben war, als ihren Feinden zu dienen.

Sie wurde abrupt aus ihren Überlegungen gerissen, als Shinya die am Oberarm packte und wieder stehenblieb.
„Wir haben Besuch. Fühlst du es?“
Sie richtete sich auf, versuchte ihre Sinne zu entfalten.
„Ja...er ist hier ganz in der Nähe...“ antwortete sie nach kurzer Zeit, stockte dann. „...ich...höre jemanden weinen...eine Seele weint...gefangen in Erinnerungen...“ Die Aura kam ihr bekannt vor, aber sie wusste nicht woher. Nach kurzem Überlegen sah sie ihr Gegenüber an: „Kannst du dich um den Dämon kümmern?“
Shinya nickte und war einige Augenblicke später einfach aus der Szenerie verschwunden.
Sie selbst sah sich kurz um, verließ dann den Weg, um einige Schritte später zwischen den Bäumen stehen zu bleiben.
Ohne zu Zögern ließ sie sich im Schneidersitz auf dem kalten, verschneiten Boden nieder, schloss die Augen und öffnete ihren Geist, bis sie die Pforte erkennen konnte, die ihr Eintritt in die Illusion des Dämons gewähren würde. Sie schritt darauf zu, ging hindurch und betrachtete die Gedankenwelt der gefangenen Seele.
//...ziemlich düster...//
Sie blieb einen Moment stehen, ließ die Welt auf sich wirken, bis sie wieder die Schluchzer hören konnte.
Da weinte jemand und das nicht einmal weit von ihr entfernt.
Sie konzentrierte sich auf die Richtung aus der die Geräusche an ihr Ohr klangen, lenkte ihre Schritte dahin, während die Bilder um sie herum ständig wechselten. Es waren Erinnerugen.
Sie versuchte bewusst, diese Bilder nicht anzusehen, denn ihr selbst würde es nicht unbedingt gefallen, wenn jemand erst in ihren Geist eindringen und dann auch noch in ihren Erinnerungen herumwühlen würde.

Nach einiger Zeit sah sie entfernt jemandem auf dem formlosen Boden sitzen und beschleunigte den Schritt.
//Da bist du ja...//
Ein paar Meter von der jungen Frau entfernt blieb sie stehen.
//Tief versunken...die Arme...//
Sie ging in die Hocke, um die Gestalt vor sich besser sehen zu können, während sie selbst anscheinend nicht einmal bemerkt wurde.
Nach einiger Zeit richtete sie sich wieder auf.
Shinya sollte sich beeilen.
Sie kramte kurz in ihrer Umhängetasche, holte bestimmte Gegenstände hervor.
Die geweihten Räucherstäbchen zündete sie an und befestigte sie anschließend im Boden zu ihren Füßen. Sie würden sie selbst schützen, sollte der Dämon auf den Eindringling aufmerksam werden.
Dann entzündete sie auch die Kerze.
Langsam überwand sie die letzte Distanz zu dem Mädchen, ließ sich ihr gegenüber nieder.
„Da bist du ja ganz schön in was reingeraten...“ sagte sie leise, während sie die Kerze ebenfalls im Boden befestigte. „...jemanden so tief in eine Illusion zu ziehen, der eine solche Kraft hat wie du, ist sicher ein Stück Arbeit...“, sie schüttelte kurz den Kopf über sich selbst, „nein...wahrscheinlich ist es recht einfach...“
Sie sah sich kurz um.
„Naja wie auch immer...ich sollte mich beeilen...ich will nicht ewig hier bleiben...und du vermutlich auch nicht...“ Ihre Stimme war sanft, aber drückte trotzdem Bestimmtheit aus. „Also dann...“
Sie legte sie Hände über der Kerzenflamme zusammen, als würde sie beten, formte dann in ihrem Geist die Zeichen, die nötig waren und kurz über der Flamme aufleuchteten. Dann beugte sie sich nach vorm, legte ihre Hände an die Wangen des Mädchens, die feuchte von Tränen waren.
„Bleib hier...“ flüsterte sie und das erste Zeichen erschien auf der Stirn des Mädchens.
„Wach auf.“ Das zweite Zeichen flammte auf.
„Öffne deine Augen.“ Das finale Zeichen leuchtete hell gegen die Dunkelheit, die begonnen hatte sie einzuhüllen, als die Illusion sich verflüchtigte.
Vermutlich hatte Shinya den Dämon gefunden.
Das Mädchen wachte nicht auf.
//Verdammt...//
Sie verringerte den Abstand zu ihr, stieß dabei beinahe die Kerzen um und hielt ihr Gesicht fest in ihren Hände.
„LEBE, verdammt nochmal!“
Mit ihrem Herzschlag zwang sie einen Teil ihrer Kraft in den Geist des Mädchens.

Einen Moment später lang sie schwer atmend auf der schneebedeckten Wiese im Park.
Sie konnte nur hoffen, dass es gereicht hatte.
Sonst wäre sie mit dem Tod des Dämons für immer in dieser Illusion gefangen und würde mit ihm untergehen.
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Beitrag von raitsh van faith »

Es war kalt geworden. Sehr kalt sogar.
War es heute Morgen auch schon so kalt gewesen? Es hatte noch nicht geschneit, aber war es auch so kalt gewesen? Vielleicht nicht, doch jetzt passte der Schnee wenigstens besser zu der Kälte.
Wo war sie? Wieso wusste sie das eigentlich nicht mehr? Lag es an der Kälte, die sie wie eine gefrorene Decke einhüllte?
Sie versuchte darüber nachzudenken, doch irgendwie fiel ihr das viel schwerer, als sie erwartet hatte.
Es war so kalt…
Wo war sie vorhin gewesen? Auf Arbeit. Sie hatte zeitiger Schluss machen wollen, weil… Warum?
Kalt.
Plötzlich merkte sie kalte Tropfen. Zwischen den auf ihrem Gesicht verteilten Haaren rann kaltes Wasser in winzigen Tropfen hindurch. Nein, keine Tropfen, Schnee. Schneeflocken.
Vorsichtig zog sie die Stirn kraus. Ja, es waren Schneeflocken zwischen den Haarsträhnen.
Wo war sie nun?
So kalt unter ihr. Warum war es nur so kalt… auf einer Seite?
Eine Seite… ja, unter ihr war es viel kälter als über ihr. Was bedeuten musste, dass… sie lag.
Langsam versuchte sie ihre Hand unter ihrem Körper vorzuziehen, spürte, dass sie auf ihr lag. Dass Schnee um sie lag, der kalt wie Eis war.
Warum lag sie im Schnee? Was hatte sie hier her gebracht? Warum lag sie?
Ein unbewusstes Stöhnen entfuhr ihrer Kehle. Durch es ausgelöst vernahm sie ein leises, kaum wahrnehmbares Scharren. War es der Schnee, der von einem kleinen Hügel sich auf einen neuen auftürmte?
Wieso war sie hier unten?
Ich… muss aufstehen.
Wieder stöhnte sie. Ihr Körper fühlte sich wie Stein an. Schwer und unförmig. Zentnerschwer und ungelenk.
Irgendwie schaffte sie es, beide Hände ausgestreckt unter ihren Körper zu bekommen. Auf diese stützte sie sich jetzt schwer fällig und versuchte das erste Mal, ihre Augen zu öffnen. Sie waren ebenso schwer, wie der Rest ihres Körpers.
Schließlich gelang es ihr doch noch. Und tatsächlich, unter ihr lag zerdrückter Schnee, dekoriert von ihren dunkelroten Haaren, die sich in großzügigen Kringeln auf ihm verteilten.
Schmerzhaft verzog sie das Gesicht. Sie hatte nur versucht den Fuß ebenfalls unter den Schwerpunkt zu ziehen, doch die Gelenkpfannen ihrer Hüfte waren offensichtlich anderer Meinung. Von ihnen ging ein unangenehmes Ziehen aus, als hätte sie Muskelkater.
Doch woher sollte er kommen? Sie erinnerte sich an nichts mehr…
Mit einem weiteren Stöhnen schaffte sie es, in die Hocke zu kommen. Angesäuert und erschöpft schob sie die verlorenen Haarsträhnen wieder zurück in die Kapuze, bevor sie sich gegen den fallenden Schnee über den Kopf warf.
Fallender Schnee…
Sie hatte das Gefühl, sich zu erinnern. Vor ihrem inneren Auge tauchte plötzlich eine Winterlandschaft auf, die ihr nur zu bekannt vorkam. Sanfte, blau schimmernde Hügel. Viel Nebel und ein paar zugeschüttete Fußspuren.
Woher kannte sie das?
„Wo zur Hölle bin ich nur?!“
Sie stieß einen heillosen Fluch aus und hob den Kopf. Bäume… dutzende Bäume, die vom Schnee eingehüllt wurden. Ein paar Sträucher, mit Puderzucker dekoriert. Ein zugeschneiter Weg, eine Bank.
„Ein Park?“
Sie konnte ihren Worten, wie sie ihren Mund verließen, sofort nicht trauen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob das überhaupt ihre eigene Stimme war, die sie da gehört hatte.
Verwirrt sah sie nach oben. Aus einem dunkelbraunen Himmel fielen langsam weiße Flocken auf sie herab, sodass sie bald wieder den Blick senken musste, da der Schnee ihr in die Augen fiel.
„Verdammt wie komme ich hier her?“
Angesäuert und sich langsam wieder ihres Verstandes bewusst griff sie sich an den pochenden Schädel. Es fühlte sich an, als wenn zwischen Gehirn und Schädeldecke ein kleines Männchen mit einem Hammer säße, dass in einem unzerstörbaren Rhythmus gegen ihn schlug.
Ein Dämon? War ein Dämon an ihrer Erinnerungslücke und Desorientierung schuld?
Wahrscheinlich…
Sie fluchte wieder. Sie wusste nicht, wie sie hier her gekommen war, wusste nur noch dunkel von einer düsteren Winterlandschaft, die sie nicht recht einordnen konnte und wusste vor allem nicht, wo dieses ‚hier’ war!
Sie hoffte nur, dass es noch Tokyo war. Wenn sie in Osaka gelandet sein sollte, würden alle existierenden Dämonen so sehr dafür büßen, dass ihre Existenz stark gefährdet sein würde.
Wieder sah sie hinauf und schnupperte. Kälte, Schnee… Stadtluft, trotz der Bäume um sie herum.
„Ihr verdammten… zur Hölle gehenden… nervigen…“ Sie musste selbst ein wenig schmunzeln. Ihr gingen die Flüche nicht aus, also konnte es noch nicht ganz so schlecht um sie bestellt sein. Vielleicht war sie noch in Tokyo, vielleicht sogar in der Nähe einer U-Bahnstation. Und vielleicht hatte sie ja sogar pünktlich die aktuelle Wasserrechnung bezahlt und würde heute Abend – oder war es schon Mitten in der Nacht? – ein warmes Vollbad genießen dürfen.
Reichlich mies drauf klopfte sie sich den hartnäckigen Pulverschnee von Hose und Mantel, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich gänzlich aufstehen konnte. Er war ja eigentlich sehr schön. Melancholisch und erinnerte sie irgendwie an den Tod. Nur wenn man unerklärlicherweise wegen einem Dämon in ihm, mitten in einem wahrscheinlich gut besuchten Park, lag, dann hörte der Spaß gehörig auf.
Diese kreuzverdammten, nervtötenden, nichtsdienlichen Dämonen, die die Welt nicht brauchte! Warum nur musste sie ständig und immer mit ihnen aneinander geraten?! Dass sie ständig Kopf-, Magen- und Gliederschmerzen hatte, dass es sie wahnsinnig machte! Es wurde langsam absolut zu viel!
„Verdammte Dämonen - Kopfschmerzen!!!“, stieß sie überlaut von ihrem Zorn überwältigt aus, egal, wer sie hören mochte, oder nicht.
Abrupt drehte sie sich um. Als hätte man sie soeben erstarren lassen, hielt sie die rechte Hand an ihre Schläfe gehoben und starrte ungläubig hinter sich.
Das war kein Dämon. Die Kopfschmerzen stammten nicht von einem Dämon, der wieder aufgetaucht war, die Menschheit zu dezimieren.
Deutlich spürte sie eine übergroße Ansammlung an Magie in einer Person. …Sogar noch stärker als bei einem Dämon… viel stärker.
Kaum hatte sie die Richtung gefunden, aus der die Aura kam, schoss ein neuer, blitzartiger Schmerz durch ihren Kopf, sodass sie unwillkürlich die Augen zukniff. Nur mit Mühe gelang es ihr, den Schmerz wegzuatmen, irgendwie über ihn hinweg zu gehen und die Augen wieder zu öffnen.
Sofort fiel ihr Blick auf eine junge Frau, keine zwanzig Meter von ihr weg vor einer Parkbank hockend. War sie es? Konnte eine einzelne Person so viel Energie oder Magie in sich tragen? Zwar hatte sie keine Vorstellung, wie viel in ihr selbst steckte und wie sich das für andere anfühlen musste, doch es fiel ihr schwer, zu glauben, dass es so viel wie bei dieser Person war.
Mit angestrengten Augen versuchte sie mehr von der Frau zu erkennen. Überzeugt, dass sie die Magiequelle war, war sie nicht. Doch irgendwie kam niemand sonst in Frage.
Doch kaum, dass sie vielleicht hätte das Gesicht erkennen können, schossen wieder die frostkalten Blitze durch ihren Kopf. Als hätte sie der Schlag getroffen, musste sie in die Knie gehen, stieß mit dem rechten durch den Schnee auf den harten Kiesweg auf, konnte sich mit dem anderen Fuß gerade noch abfangen.
Wie verrückt presste sie die rechte Hand gegen die Stirn, als würde das die Schmerzen vertreiben können. Mit der Linken ballte sie halb erzürnt, halb erstaunt die Faust um den Schnee.
„Verdammt“, hauchte sie gepresst zwischen den zusammen gedrückten Kiefern aus, „bist… bist du das etwa?“ Sie hatte keine Ahnung, wieso sie überhaupt etwas gesagt hatte, konnte sie sich so doch so verraten wie ein weißes Reh im dunklen Wald. Vielleicht hatte der pochende Schmerz ihr doch noch den Verstand genommen?


[OT: ich fand die idee mit dir in dem park gelandet zu sein, iwi besser als noch an meinem alten ort zu sein. vll habe ich mich ja in der illusion iwi bewegt und somit auch in der realität den ort gewechselt? .)]
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

Ein paar Minuten hatte sie dagelegen und sich von der Anstrengung erholt, in einer fremden Illusion so starke Magie wirken zu müssen.
Sie hoffte nur, dass es auch etwas genützt hatte und das Mädchen hatte entkommen können.
Mit einem Seufzen richtete sie sich auf, durchbrach mit einer Handbewegung den Schutzkreis und schüttelte sich den Schnee aus den Haaren. Langsam kam sie auf die Beine und merkte erst jetzt so recht, wie sehr ihr die Kälte in den Körper gekrochen war.
Sie befreite jetzt auch den Rest ihres Körpers vom Schnee und ging dann langsam wieder in Richtung des Weges, auf dem sie sich vorher mit Shinya unterhalte hatte. Vor einer Parkbank blieb sie stehen, wollte sich gerade setzen, als ihr etwas auffiel, dass zu ihren Füßen im zusammengetretenen Schnee lag.
Sie ging in die Knie, befreite das kleine, zerbrechlich scheinende Objekt aus seinem eisigen Gefängniss und nahm es vorsichtig in die Hand, damit es nicht zerbrach. Sie hielt die Hand näher an ihr Gesicht, inspizierte aufmerksam, den kleinen, erfrorenen Schmetterling, der bewegungslos auf ihrer Handfläche ruhte.
//Schwalbenschwanz...//
Das konnte kein gutes Zeichen sein. Wie alles andere auch, das passierte seit sie hier war.

Sie zog eine Augenbraue nach oben, als eine andere Empfindung sie aus ihren Gedanken holte. Jemand kam zu ihr. Jemand mit Magie. Und die Aura passte ganz augenscheinlich auf das, was sie bei dem Mädchen gespürt hatte, dessen Geist sie gerade besucht hatte.
Es wäre vielleicht besser gewesen, die eigene Magie zu verstecken, sie wieder so zu versiegeln, dass nichts davon nach außen drang und niemand merken würde, was ihr innewohnte – doch dazu war es nun zu spät.
Sie spürte, dass sie beobachtet wurde.
Innerlich seufzte sie. Um hier noch ungesehen wegzukommen war es nun sowieso zu spät. Bösartig war ihr die Aura des Mädchens auch nicht erschienen, sonst hätte sie ihr nicht einfach so geholfen. Wer weiß, vielleicht hatte sie ja einmal Glück und die Unbekannte war jemand, der die gleichen Ziele hatte, wie sie.
Inmitten ihrer Gedanken dran eine leise Stimme an ihr Ohr, die sie wahrscheinlich sowieso nur hörte, weil ihre Sinne noch so übermäßig geschärft waren von dem, was sie getan hatte.
Langsam stand sie wieder auf, verstaute dabei den Schmetterling vorsichtig in ihrer Jackentasche. Dann drehte sie sich um, musterte die junge Frau, die ihr in einiger Entfernung gegenüberstand und versuchte sich an einem Lächeln.
„Sieht wohl so aus, wenn du mich gefunden hast.“ antwortete sie dann ruhig und unterzog ihr Gegenüber einer eingehenden Musterung. Alles in allem sah sie aus, als ob sie in Ordnung wäre, etwas zerzaust, etwas wackelig auf den Beinen, aber definitiv am leben und auch nicht verletzt. Zumindest physisch.
Und auch in ihr schlummerten gewaltige Kräfte. Kräfte die ihr sehr als erschienen. Vermutlich sogar noch älter, als die ihrigen, oder die der anderen Flügel.
Bliebe nur noch die Frage zu klären, wie das Mädchen eigentlich hierher kam.
Sie hatte sie zwar in der Illusion nahe bei sich gefunden, physisch aber müsste sie sich an einem viel weiter entfernten Punkt Tokyo's befunden haben.
Und sie hatte schon gedacht, sie hätte das langsam unter Kontrolle und würde die Leute bei sowas nicht unnötig durch die Gegen schieben.
Innerlich zuckte sie die Schultern.
Immerhin war der Dämon tot und das Mädchen lebte.
Das musste reichen.
Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, lächelte noch einmal.
Dann ging sie auf die andere zu, bis sie ihr in einem angemessenen Abstand gegenüberstan.
„Iwaya Shiori.“, meinte sie mit einer leichten Verbeugung. „Kann ich dich als Entschädigung dafür, dass ich dich so durch die Stadt gezerrt habe zu mir nachhause auf einen Tee einladen?“ fragte sie noch freundlich.
Das Mädchen erschien ihr interessant.
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raitsh van faith
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Beitrag von raitsh van faith »

[OT: tut mir leid, dass es nicht so ganz viel ist. ich wollte dir aber nicht so viel handlungsspielraum nehmen]


Sie zögerte. Plötzlich verschwanden die Kopfschmerzen langsam. Wie bei einem lauten Geräusch, dass jemand abdrehte, wurde das Pochen immer leichter, bis es nur noch ein leichtes Drücken war.
Aus Reflex verbeugte sie sich ebenfalls, als Iwaya-san sich vorstellte.
"Freut mich. Haruna Misia." Sie versuchte ein Lächeln, was ihr diesmal, ohne Kopfschmerz, schon besser gelang.
Unbewusst drehte sie sich um. Suchte den Park nach Hinweisen ab. Immer noch wusste sie nicht, wo sie war und war nun auch noch eingeladen worden. Von einer Frau, die ihr durch ihre Magie fast den Kopf gesprengt hatte.
Misia sah sie an, versuchte gar nicht erst, ihre Zweifel zu verbergen. Nach dem Stress mit dem Dämon und der Aufregung danach fühlte sie sich jetzt matt und müde. Wenn sie ehrlich war, konnte sie den Tee eigentlich gut gebrauchen.
"Wieso Entschädigung?" Sie war irritiert. "Ich würde zwar sagen, dass ich vor ... einiger Zeit, noch bei meiner Arbeit war, aber durch die Stadt gezerrt? Ich habe mich ja nicht mal aktiv bewegt. ...Zumindest denke ich das.." Sie versuchte sich ein Lächeln abzuringen.
"Ich hasse diese Dämonen." Ihr Blick wurde bitter. Ohne es Recht zu bemerken, lief sie los, sodass Iwaya es ihr gleicht tat und schnell die Führung übernahm.
"Ich kann mich nciht mehr erinnern, was unmittelbar vor dieser Illusion geschehen ist. Nur... dass ich Feierabend gemacht habe und runter gelaufen bin..." Sie wusste nicht recht, warum sie das alles einer Fremden erzählte, aber da auch diese Magie in ihrem Leben hatte, schien es Misia irgendwie erlaubt. Immerhin hatte sie sich noch nicht bei einem menschlichen Wesen aufregen können. Sonst hatte es immer nur ihr Hund zu hören bekommen, der wohl schwer etwas davon vestand, auch wenn er, dank seiner tierischen Instinkte, spürte, wenn sich ein Dämon näherte.
"Und dann..", zuckte sie ungerührt mit den Achseln, "bin ich in diesem Park aufgewacht, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe." Sie seufzte tief.
"Ich erinnere mich noch an Schnee. Und eine dunkle Welt. Aber nur schemenhaft. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Das weiß ich nie..."
Das nächste Seufzen war erzürnter. "Ich habe wirklich keine Lust mehr auf diesen Mist." Zur Verdeutlichung ihrer Wort hob sie im Gehen ihre Rechte. Als sie die zur Faust geballte Hand öffnete, entfachte sich aus dem Nichts eine blausilbern schimmernde Flamme. Es geschah so kurz, dass Iwaya es noch sehen konnte, die anderen Passanten um sie aber kaum mitbekommen konnten.
"Seit ich denken kann, habe ich diese Flamme in mir. Sie ist nicht wie normales Feuer heiß und brennend. Das ist sie nur, wenn ich es will."
Sie machte ein Pause. Ihr Blick wurde hart und unbarmherzig. "Aber diese anderen Kräfte..."
Misia wollte nicht mehr weiterreden. Schon wenn sie nur an diese Nacht dachte, die ihr Leben vollkommen zur Hölle gemacht hatte, wollte sie am Liebsten mindestens einen ganzen Häuserblock vernichten. Egal ob Unschuldige dabei drauf gingen oder nur Dämonen. Das Schlimme war nur, dass sie wusste, dass sie dazu in der Lage war. Sie konnte seit dieser Nacht solche Zerstörung anrichten und keinen interessierte es. Und nicht selten hatte ihr das mehr Angst bereitet als vor allen Dämonen, die sie bis heute fast getötet hätten, zusammen.
Im Augenwinkel musterte sie Iwaya. Was sie wohl dachte. Vor allem, was sie denken musste, dass eine Fremde ihr einfach so ihre Erlebnisse mit der sonst so geheimen Magie erzählte? Verwirrt griff sich Misia an den Kopf. Was tat sie hier eigentlich? Warum erzählte sie ihr das? Woher sollte sie wissen, dass sie dieser Fremden vertrauen konnte? Zwar hatte diese sie zwar offensichtlich aus der Illusion befreit, aber konnte das nicht bloß ein kluger Schachzug gewesen sein? Vielleicht war es reine Methode um ihr Vertrauen zu erschleichen.
Innerlich seufzte sie erneut. Sie hatte sich von ihren Emotionen einfach übermannen lassen, vorallem von ihrem Ärger und hatte ihn, angesichts ihrer Situation, einfach rausgelassen.
Was sie nun tun sollte, wusste sie selbst nicht. Sie hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn sie sich bei Iwaya nieder ließen, also war sie zum Warten verdonnert.
Was sie wohl tun würde, wenn sich der nächste Dämon ankündigte? Sie wusste ja nicht, inwieweit Iwaya schon mit ihnen zu tun hatte und vorallem auf welcher Seite sie stand.
So langsam bekam sie schon von all dem vielen Nachdenken Kopfschmerzen. Inzwischen brauchte sie also keinen Dämon mehr, um zu leiden, dachte sie bitter.

Misia hatte es versäumt sich den Weg bis hierhin zu merken. Ob sie zurück oder nach Hause fand, wusste sie nicht recht. Einerseits beunruhigte sie es, dass wieder nicht wusste, wo sie war und damit erneut die Kontrolle an jemanden anderen abgeben hatte. Andererseits wollte es ihr einfach nur egal sein. Sie hatte keine Lust mehr, sich auch noch um so etwas Gedanken zu machen.
Wieviele Jahre machte sie das jetzt? War sie wirklich blutjunge Sechzehn gewesen, als die Götter gerade sie hatten bestrafen müssen? Diese vier Jahre erschienen ihr wie mindetens zwanzig. So viel war dazwischen geschehen, dass ihre Erinnerung zum großen Teil nur noch Bruchstückhaft war. Nie hätte sie all die Dämonen aufzählen können, die unter ihrer Hand gestorben waren.
Waren es vielleicht aller drei Tage einer, mussten es inzwischen so viele hundert sein, dass sie sich auch nicht erinnern wollte. Doch nie war ihr ein Mensch in dieser riesigen Stadt begegnet, der ähnliche Kräfte, wie sie, besaß.
Sie sah Iwaya fragend an, die vor einem Haus stehen geblieben war. Es war bitter kalt geworden und zudem hatte noch ein schneidender Wind eingesetzt. Der Schnee hatte aufgehört zu fallen, was der winterlichen Atmosphäre jedoch nichts abbrach.
Vorsichtig sah sie an dem Haus hinauf. Unbewusst überprüfte sie, wie sie am schnellsten würde heraus kommen, bevor sie der Fremden in deren Wohnung folgte.
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

[OT: Sorry, dasses so lange gedauert hat, ich habs irgendwie nich eher gebacken bekommen...und ich glaub die Posts werden eh kürzer, wenn die beiden aufeinandertreffen, allein wegen UNterhaltungen und sowas...]

Sie hatte Haruna schweigend zugehört, bis sie bei ihrer eigenen Wohnung angekommen war. Ihr Gedanken waren förmlich gerast, um die neuen Informationen aufnehmen zu können.
Shiori führte ihre neue Bekanntschaft nach oben in ihre Wohnung, den Blick den diese nach Fluchtmöglichkeiten suchen um sich geworfen hatte ignorierend.
„Sorry, es ist etwas unordentlich...“ meinte sie als sie die Wohnung aufschloss und ihren Gast hinter sich hereinbat.
Sie hörte das übliche Schnarren und Flügelrascheln und ein paar Momente später landete Crawford auf ihrer Schulter, sah das fremde Mädchen kritisch an. Sie strich ihm beruhigend über den gefiederten Kopf.
„Crawford, das ist Haruno Misia. Ich hab sie gerade kennen gelernt. Sie ist Magieträgerin.“ erklärte sie ihm, zog dann ihre Schuhe aus.
Als auch Haruna sich ihrer Schuhe entledigt hatte führte sie sie in das kleine Wohnzimmer, wo sie schnell einige Bücher und andere Schriften beiseite räumte.
„Du kannst dich ruhig umsehen, wenn du magst...“ meinte sie dann und verschwand kurz in der Küche, um das Wasser für den Tee aufzusetzen.
Dann betrat sie das Wohnzimmer wieder und sah ihre Begleiterin nachdenklich an.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemanden mit so enormen Kräften hier treffen würde...aber diese Stadt zieht uns wohl an...“ begann sie dann. Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Ich muss mich trotzdem entschuldigen. Ich hätte dich nicht auch physisch bewegen dürfen, durch die Illusion. Es war nicht beabsichtigt, aber das hab ich manchmal nicht ganz unter Kontrolle...Aber Hauptsache ich hab dich da lebend herausbekommen, ne?“
Sie verschwand mit einem Lächeln abermals in der Küche, um einige Minuten später mit einem Tablett zurückzukommen, auf dem sich frisch aufgegossener grüner Tee, zwei Trinkschalen und einige traditionelle japanische Süßigkeiten befanden. Sie stellte es auf dem Tisch ab und bedeutete Misia sich zu setzen, während sie sich selbst auf dem zweiten Sitzkissen, das dem der anderen gegenüber war, niederließ.
Sie goss beide Schalen etwa halb voll und reichte ihrem Gast eine, während sie einige Schlucke aus der anderen nahm.
„Du warst das auch letztlich in Roppongi, oder?“ fragte sie dann mit einer gewissen Neugier in der Stimme. „Ich war wirklich überrascht, jemanden mit solchen Fähigkeiten zu treffen...so etwas kommt selten vor...“ Sie musterte das anscheinend etwas jüngere Mädchen mit einem durchdringenden Blick.
„...und das in dir zwei verschiedene Arten von Kräften wohnen, hab ich vorhin schon gespürt...ich würde mal darauf tippen, dass du in dieser Form „erschaffen“ worden bist, oder? Du warst nicht von Geburt an so...“
Sie trank noch einige Schlucke, nahm sich dann eine der Süßigkeiten, die wie ein kleiner Fisch geformt war und biss genüsslich ein Stück ab.
„Und wenn ich mich nicht vollkommen irre – was im übrigen beinahe die der Fall ist – dann ist das was hier an Dämonen rumläuft erst der Anfang. Es dürfte bald relativ ungemütlich werden hier...“


[ps: jippieyey: 30 Seiten in Word XD]
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raitsh van faith
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Beitrag von raitsh van faith »

[OT: kein problem. ich bin geduldig, wenn ich will ;)
und länge ist auch okay.
ich hab einfach mal festgelegt, dass du einen kotatsu besitzt XD *auch so einen haben will* immerhin spielt es ja im winter und es ist kalt draußen *g* - ja, ich hab verdammt viel gequatscht^^''' sry.]




Misia starrte in den Becher in ihren Händen. Durch ihre unbewussten Bewegungen kräuselte sich die grünliche Oberfläche leicht und ließ so auch ihr Spiegelbild seltsam verzerrt aussehen. Sie drückte die Finger so sehr den leicht gewellten, oberen Rand des Bechers, dass die Knöchelchen weiß wurden.
Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte langsam. "Erschaffen ist das richtige Wort." Mit bitterem Blick sah sie wieder zu Iwaya hoch. Der schwarze Vogel auf ihrer Schulter sah sie forschend und aufmerksam an. Sie kannte es von Miel. Doch bei letzterem konnte sie sich zumindest sicher sein, dass dahinter nicht mehr steckte, als bloße, hündische Neugier.
Sie hatte ihre Vorsicht noch nicht abgelegt, wäre immer noch zu einer Fluch oder anderem bereit, doch sie war ruhiger geworden.
"Ich würde es gern ungeschehen machen, doch deretwegen war ich es gestern bei der Präfekturverwaltung, ja. Ich spürte den Dämon schon Stunden zuvor, konnte ihn aber irgendwann nicht mehr überhören. Deswegen bin ich dorthin und habe ihn schließlich ausgelöscht."
Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie erinnerte sich. Nachdenklich zog sie die Stirn kraus.
"ich habe das schon wieder vergessen. Doch jetzt erinnere ich mich, dass ich, als der Dämon verschwunden war und ich den Bannkreis wieder auflöste, eine fremde, starke Präsenz gespürt habe. Sie war anders als die eines typischen Dämons und auch viel größer. Da ich nicht noch mehr Ärger an dem Abend bekommen wollte, habe ich mich zurück gezogen."
Sie lächelte leicht, hoffte, dass Iwaya-san ihre unausgesprochene Frage verstand.
Ihr Blick wanderte wieder in den Becher, den sie noch nicht angerührt hatte. Die Wärme, die er ausstrahlte, tat ihr gut. Seit sie diese anderen Kräfte bekommen hatte, spürte sie ihr inneres Feuer häufig nicht mehr, sodass ihr ständig kalt war. Das göttliche überstrahlte regelrecht ihr Selbst.
"Erschaffen..", murmelte sie unbewusst und ihr Blick wurde wieder hart. "Ich habe mir es nicht ausgesucht oder danach gefragt, darum gebeten. Man zog mich eines Abends einfach in eine parralele Dimension, oder was weiß ich, ließ mich dort dem ganzen nur Zusehen, ohne dass ich laut protestieren konnte und gab mir diese Kräfte. Die Göttin sagte, ich solle mich um die Dämonen kümmern. Mehr nicht. Keine Bitte, keine Erklärung. Meine Aufgabe sei ab heute die Vernichtung der Dämonen, die die Menschen bedrohten."
Sie stieß ein zynisches Lachen aus. "Und dabei habe ich mich nie wirklich um die Menschen in dieser Stadt geschert. Schließlich interessierten sie sich nie für mich, warum sollte es als andersherum anders sein? Und selbst wenn man sich zufälig mal für mich interessierte, dann nur, weil ich in ihren Augen seltsam war. Und wenn sie erfuhren, was ich wirklich war, rannten sie panisch weg."
Sich selbst scheltend biss sie sich auf die Zunge. In ihrem Kopf tauchte das Bild ihrer Freundin auf, wie sie sie schreiend, panisch anblickte, als Misia über ihr den Dämon mit einem Schwert gegen die Wand drückte. Der Dämon hatte die Energie ihrer Freundin haben wollen und Misia hatte es zeitig genug bemerkt. Doch als er ausgelöscht worden war, hatte kein Dank auf sie gewartet. Stattdessen war ihrw Freundin Hals über Kopf aus der Wohnung verschwunden und nie wieder bei Misia aufgetaucht.
"Und nun kann ich sie nicht mehr überhören. Damals, vor diesem Tag, wusste ich nciht viel über sie. Manchmal habe ich einen von ihnen gesehen. Aber das geschah so selten, dass ich keine Notiz von ihnen nahm. Heute geht das nicht mehr."
Inzwischen war der Tee halb ausgetrunken. Vorsichtig stellte sie ihn zurück auf den Kotasu und zog daraufhin ihr rechtes Bein unter ihm hervor. Mit trotzdem Blick zog sie das Hosenbein bis zum Knie hoch und entblößte die Haut darunter.
Eine lange Narbe verlief kurz unter den Kniekehle bis hinab zum Knöchel. Rechts und links davon kleine Schnitte, ein paar davon noch verschorft oder hell rosa, was zeigte, dass sie gerade erst abgeheilt waren.
"Die Narbe stammt von einem Dämon, der mich damals fast getötet hatte. Und dank ihr ist mein Leben eine einzige Jagd geworden. Denn sollte ich diese Bastarde nicht bekämpfen, kommen neue Schnitte dazu. Vielleicht würde mich das sogar nicht stören. Wie du siehst, sind sie ja alle nicht größer als daumenbreit. Aber wenn einer frisch dazu kommt, fühlt es sich so an, als wenn jemand mit einem Lötkolben sie ritzt. Und der Schmerz verschwindet nicht."
Sie zuckte mit den Schultern und ließ den Stoff wieder fallen, schob das Bein zurück unter den Kotatsu. "Sie brauchten eine Weile um mich wirklich davon zu überzeugen, dass ich den Schmerz nur loswurde, wenn die Ursache - der Dämon - verschwand. Und sie brauchten eine noch längere Zeit, bis ich loszog, noch ehe diese Schnitte auftauchen. Damit entgehe ich diesen Verletzungen zwar, Kopfschmerzen, Übelkeit und der ganze andere Spaß bleibt aber."
Misia seufzte, trank wieder etwas von dem wohltuenden Tee und zog sich nun auch etwas von den Süßigkeiten vom Teller. Sie musste lachen. "Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich häufig so übel gelaunt bin."
Sie sah ihr Gegenüber lächelnd und entschuldigend an. Ohne es wirklich zu wollen hatte sie ihre schlechte Laune bereits an ihr ausgelassen, wo sie sie noch keine drei Stunden kannte. "Es tut mir Leid, Iwaya-san." Entschuldigend senkte sie den Kopf.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr endlich, wie spät es war, brachte sie endlich wieder ein wenig in ein reales Zeitgefüge zurück. Kurz nach ein Uhr nachts. Natürlich musste sie den nächsten Tag wieder arbeiten.
Sie hatte es zwar nicht erwartet, aber in ihrer Hosentasche befand sich noch eine Visitenkarte. "Hier." Damit reichte sie die Karte Iwaya herüber. "Vielleicht können wir uns in der Mittagspause oder am Abend treffen." Sie lächelte.
"Kann ich vielleicht deine Toilette kurz benutzen?"
Nachdem sie den Weg kannte, erhob sie sich dankbar, kam aber nciht weit. Wie ein Donnerschlag durchzuckte etwas ihren Kopf und ließ sie ein Auge zusammenkneifen. Sie fluchte innerlich, biss sich auf die Zunge und verließ den Raum. Jetzt nicht, ihr Bastarde...
Als sie zurückkehrte, stand Iwaya am Fenster und sah hinauf. "Vergiss sie", zischte Misia angesäuert mit leicht schwacher Stimme. "Die haben heute genug ihren Spaß gehabt. Das soll ihnen reichen!"
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