Wolfspackt

[Aguara]

Die Sonne erstrahlte hell und warm am Frühlings Himmel über Tivandor. Eine seichte Briese wehte über die große Wiese vor den Feldern der Menschen. Zwischen den Bäumen schimmerten die goldenen Wolfsaugen von Lupa. Sie beobachtete die Menschen schon seit dem frühen Morgen im Schatten der Bäume und genoss die wärme. Wie sie die Erde umgruben und die kleinen Samenkörner verstreuten. Ab und zu liefen auch ein paar Kinder über die Felder und ihr lachen hallte in den Wald.

[Elenya]

Boreas und die andere Jäger kamen von dem heutigen Streifzug durch die Wälder zurück. Es war ein frischer Frühlingstag, mit seichten Wind und dem Geruch von Leben in der Luft. Die Jäger waren guter Laune an so einem herrlichen Tag, das tun zu dürfen was sie liebten. Alle von ihnen waren große Männer von guter Statur, an denen eine besondere Aura hing. Sie alle waren mächtig, wild und stak, genauso wie sie sanft und gutmütig waren. Im Dorf waren die Jäger immer hoch angesehen, denn sie brachten Essen. Genauso wie dieses Mal auch, denn sie brachten ein paar Hasen und eine junge Hirschkuh mit ins Dorf zurück. Auf ihren Weg dorthin kamen sie an den Feldern vorbei, auf denen das Korn für dieses Jahr gesät wurde.

[Aguara]

Lupa richtete ihren Blick auf die Männer die von der Jagd wiederkamen. Sie hatte Respekt vor ihnen, zum einen weil sie selbst eine Jägerin war und außerdem weil die Waffen besaßen gegen die sie keine Chance hatte. Diese Gewehre wie sie genannt wurden. Sie kroch etwas zurück, weiter in den Schatten der Bäume. Einige kleine Zweige zerbrachen unter ihrem Gewicht und sie hielt inne. Die Ohren angelegt sah sie zu den Menschen.

[Elenya]

Augenblicklich schoss Boreas Kopf herum und suchte die Boschung nach der Ursache des Geräusches ab. Sein Blick fuhr über die Blätter die sich leicht im seichten Wind bewegten und durch das Licht der warmen Sonne in einem satten grün erstrahlten. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung, die von seinen silbrigen Augen sofort entdeckt wurde. Boreas musste nicht einmal genauer hinsehen, um den riesigen Wolf zu entdecken, der sich im Unterholz verbarg. In einer fließenden Bewegung, die kraftvoll und anmutig zugleich aussah, griff er zu seinem Gewehr und zielte auf den grauen Pelz des Wolfs. Der Lauf seines Gewehres blitzte unheilvoll im Sonnenlicht. Mit voller Konzentration richtete der die Mündung auf das Tier, dessen Fell sich glatt und schimmernd wie Seide über die Konturen des Körpers schmiegten und die Muskeln sich in gespannter Vorahnung bewegten. Plötzlich drehte das Tier den Kopf zu ihm, wobei sich ihre Blicke direkt trafen. Seine Augen trafen die ihre und keiner Senkte den Blick. sie starrten sich einfach nur an, durchbohrten einander - hartes Silber und flüssiges Gold trafen aufeinander. Boreas wusste nicht wieso, aber diese Geste verunsicherte ihn. Soetwas war nicht die Art eines Wolfes, so hatte diese Reaktion doch etwa menschliches, dass Boreas inne halten musste. Das Tier wich weiter zurück, nahm den Blick jedoch nicht von seinem. Boreas war wie in Trance, solange dieses Gold in den Augen des Wolfes die seine streifte. Erst als der Wolf den Blickkontakt löste und davon springen wollte, drückte Boreas ab. Es folgte ein markerschütterndes jaulen, gefolgt von Schreien aus Panik der Menschen die von den Feldern ins Dorf jagten. Doch Boreas setzte dem Wolf hinterher. Sollte er den Wolf nicht tödlich verwundet haben, so müsse er das Tier erlösen.

[Aguara]

Noch während sie davon springen wollte bohrte sich die Kugel in ihre Schulter. Ihr jaulen hallte durch den Wald, doch sie dachte nicht daran stehen zu bleiben. Ihre Schulter schmerzte beim laufen und sie spürte das ihr die Wunde die kraft entzog, doch sie musste versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Dann spürte sie plötzlich einen Stich und ein kribbeln zog sich durch ihren Körper. Lupa musste stehen bleiben als ihr kurz die Luft weg blieb. Dann begann sich ihr Körper neu zu formen und in wenigen Sekunden stand statts der Wölfin eine Frau dort die sich schwer Atmend an dem Baum festhielt. "Nein doch nicht jetzt". Sagte sie zu sich selbst und sah auf ihre Hände. Doch die Wunde, die Flucht und dann auch noch die Verwandlung hatten ihr zu viel Kraft gekostet. Ihr wurde schwarz vor Augen und fiel auf den bemoosten Boden.

[Elenya]

Boreas hetzte dem Wolf hinterher, immer dem Geräusch seiner Schritte nach. Doch als das Geräusch verstummte und nur das rauschen der Blätter blieb, hielt er inne. Verunsichert blickte er sich um, das Gewehr fest im Griff, weil er damit rechnete vielleicht angegriffen zu werden. Endlich entdeckte er Blut auf dem Waldboden. Vorsichtig schlich er in die Richtung. Das strahlende Licht der Sonne schien durch die Blätter der Bäume, tauchte den Wald in goldenen Nebel, was jedoch die Sicht verschlechterte. Plötzlich hörte er ein Geräusch nicht weit entfernt. Sofort versteckte er sich hinter einem Baum und entsicherte sein Gewehr. Langsam lugte er hinter dem Baum hervor, erwartete den schimmernden Pelz eines Wolfs im Sonnenlicht. Stattdessen blieb ihm die Luft weg, als er eine junge Frau auf dem Waldboden liegen sah. Ihre braune Haut schimmerte in den Flecken aus Sonne die auf sie fielen. Goldener Schmuck, Tattoos und eigenartige Stoffe verdeckten ihre Blöße und langes weißes Haar fiel ihr wild über die Schultern und ihr Gesicht. Nur an einer Stelle waren sie rot, rot von Blut. Als Boreas den Blick endlich von dieser eigenartigen Frau wenden konnte, begriff er erst, dass sie verletzt war und deshalb bewusstlos auf dem Boden lag. Augenblicklich sicherte er die Umgebung, um nicht von einem Wolf überrascht zu werden und rannte zu der Frau. Boreas kniete sich neben sie, strich ihr das Haar aus dem Gesicht, um zu sehen wo sie verletzt war. Aber er fand nichts anderes als die Verletzung an ihrer Schulter, die aussah wie eine Schussverletzung. Die Kugel schien tief im Fleisch zu stecken, dennoch hegte er Hoffnung, dass die Wunde nicht all zu schlimm war. Doch woher kam diese Verletzung? Er hatte doch auf einen Wolf geschossen. Er war sich ganz sicher, dass es ein Wolf und keine Frau war. Oder etwa doch nicht?
Fürs Erste war es egal. Sie brauchte Hilfe. Also würde Boreas sie mit ins Dorf nehmen und sich um sie kümmern.

[Aguara]

Die schmerzen in ihrer Schulter ließen nach und langsam kam sie wieder zu kräften. Als sie ihre Augen öffnete war alles erst ziemlich verschwommen. Doch die Umrisse begannen form anzunehmen und zeigten ihr einen Raum, er war hell und defenitiv nicht von ihrem Rudel. Ebenso roch es überall nur nach Mensch, als sie den Kopf drehte sah sie zwei von ihnen. Sie standen nahe bei der Tür und unterhielten sich. Kurz ergriff sie Panik, sie war allein bei den Menschen und noch dazu verletzt. Sie zwang sich zur Ruhe und überlegte wie sie aus dem schlamassel wieder raus kommen konnte. *Ich kann mich nicht verwandeln, jeder zweite hat ein Gewehr oder irgendwelche anderen Waffen. Mir bleibt nichts anderes übrig als zu warten* Wurde ihr bewusst. Sie sah wieder zu den Menschen, der eine war der Jäger der sie angeschossen hatte. *Noch besser* Dachte sie.

[Elenya]

Boreas hatte sie zu dem Arzt in ihrem Dorf gebracht, der sich sofort um sie kümmerte. Zusammen mit dem Arzt stand er an der Tür des Raums. "Die Kugel saß tief im Fleisch und wurde vom Schulterblatt aufgehalten. Es war gar nicht so einfach das Teil rauszubekommen. War sehr verkantet. Aber ich hab's hinbekommen, wie immer. Sie darf die Schulter ne Weile nicht belasten. Immer schön ruhig halten. Wird aber dennoch ne Narbe fürchte ich. Schade eigentlich, bei so schöner Haut." erklärte der Arzt. Er war etwas speziell, aber er war ein guter Kerl und der beste. Urnos hat bisher sogut wie jeden wieder hinbekommen. Auf Boreas hat er schon ein paar mal wieder zusammengeflickt. "Natürlich, aber woher sie kommt weißt du auch nicht oder? Ich habe so eine Frau wie sie noch nie gesehen." antwortete Boreas. Urnos zuckte mit der Schulter "Ist bestimmt ne Wilde oder so... sieht mir jedenfalls so aus.. woher sie kommt keine Ahnung, aber sie wird ihren Grund haben hier zu sein, denke ich. Natürlich tolls begrüßungsgeschenk, wenn man sie gleich anschießt..." "Ich habe auf einen Wolf geschossen!" beharrte er. Urnos schüttelte den Kopf "Deine Kugel mein Lieber... außer dir benutzt keiner verzinkte Kugeln...." er schaute Boreas aus seinen grauen Augen ernst an "Ich mache mir Sorgen Boreas, vielleicht wird das alles zu viel für dich... ich meine dein Unfall von damals war traumatisieren. Es sah so aus als hättest du das gut weggesteckt, aber niemand kann die Spätfolgen absehen. Ich will nicht sagen, dass du Wahnsinnig wirst. Aber nach so einem Zwischenfall, würde ich mir überlegen das Gewehr nicht vielleicht an den Nagel zu hängen." Urnos kratzte sich unbeteildigt am Arm "Ich weiß, dass du jetzt mit die Jagd ist dein Leben und so kommst... das hab ich schon von vielen Jägern gehört... und ich will dir das ja nicht vorschreiben, was du zu tun hast. Noch ist es deine freie Entscheidung augzuhören und von mir nur ein gut gemeinter Rat bevor was schlimmeres passiert, doch falls sowas noch einmal passiert werde ich dazu zwingen müssen... überleg es dir..." Boreas murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Als beiden auffiel das die Fremde erwacht war. Urnos trat sofort zu ihr "Bleib noch liegen kleines. Dein Kreislauf wird wieder in Keller gehn, wenn du jetzt zu schnell aufstehst... Erzähl mir mal lieber wer du bis und was du hier machst." plauderte der Doc. während Boreas sich im Hintergrund hielt.

[Aguara]

Lupa rutschte von ihm weg und hielt ihn mit ihrer Hand auf Abstand. "Wo bin ich hier"? Fragte sie mit einem leichten Agzent in der Stimme und musterte die beiden Männer. Sie stellte sich dumm in der Hoffnung, das sie nicht allzu sehr ausgefragt wurde. *Er meine Verwandlung nicht gesehen, wenigstens etwas erfreuliches in dieser Situation* Dachte sie und sah den Jäger an.

[Araklia]

Akage hetzte durch den Wald. "V-verdammt...", knurrte er leise und schaute gehetzt über die Schulter hinweg. Die Beutel die an seinem Rücken angebracht waren klimperten fröhlich vor sich her, als hätten sie Spaß an der Verfolgungsjagd. Der Wolf hörte hinter sich das gefährliche Schnauben der Wildschweinsau, die ihn verfolgte - vielleicht wäre er doch lieber den Umweg gegangen.
Mit einem gewaltigen satz sprang er über einen Busch hinweg, schlug gekonnt wie ein Hase einen Haken, aber das wilde Biest ließ nicht von ihm ab. Und ein Kampf wäre sowieso sinnlos gewesen. Ein vertrauter Geruch wehte ihm entgegen. Das Menschendorf. Und wo es Menschen gab, gab es auch Jäger. Und in diesem dorf nicht nur irgendwelche Jäger. Sein herz klopfte etwas schneller. Der Versuch war riskant, aber die Menschen waren wohl ein wenig angenehmer als so eine wütende Sau. Etwas weiter vorne konnte er schon den Waldrand sehen - jetzt war Timing gefragt.
Der Wolf rannte weiter, direkt in ein Dickich hinein das unangenehm an seinen Fell zog, kauerte sich zusammen und sprang. Noch bevor er den Blätterschutz verließ hatte er die Gestalt eines Menschen angenommen, hatte aber noch im Sprung die Kraft des Wolfes die er nicht mehr abfangen konnte, ein paar schritte nach vorne taumelte, ausrutschte und den leichten Hang mit der Nase voraus hinunterrutschte. Das Wildschwein blieb im wald zurück, es wusste das dieser Ort für es gefährlich war.
Nach wenigen Metern kam Akage zum Stillstand. Ein wenig verwirrt und benommen blieb er noch so liegen, ehe er aufstand und das Dorf betrachtete. Er klopfte sich Dreck und Grashalme aus der Kleidung, richtete die Frisur und stellte mit Ärgernis die grünen Flecken überall an seinem Körper fest. Mit einem letzten Ruck korrigierte er seine Körperhaltung und maschierte auf das Dorf los.
Im Dorf bemerkte er einen hauch von Blut. Und etwas anderes, was er nicht defenieren konnte, er aber das gefühl hatte es kennen zu sollen. verwundert folgte er der Fährte. Die Leute im Dorf sahen ihm nur mit fragenden Blicken hinterher.

[Elenya]

Urnos hob beschwichtigend die Hände und trat einen Schritt zurück "Ganz ruhig Kleine... es ist alles in Ordnung. Du bist hier in unserem Dorf, wir die Sizamis leben hier.. so nennt sich unser Dorf... du hattest einen..... kleinen Unfall. Wurdest angeschossen, hab dich zusammengeflickt. Doch du musst dich schonen, sonst geht die Wunde wieder auf und du bekommst eine richtig hässliche Narbe. Also sei schön lieb und bleib liegen. Wenn du ein bisschen so liegen bleinst kannst du bald versuchen dich aufzusetzten. Aber wenn du so weiter so stürmisch bist, machst du uns wieder das Vögelchen und liegst hier bewusstlos auf dem Boden. Wenn dich Boreas beunruhigt, schicke ich ihn raus. Diese Jäger sehen ja auch alle angsteinflößend aus. Aber du solltest wissen, dass der große Brocken da, dich hierher gebracht hat. Ach ich bin übrigends Urnos... Doktor Urnos." stellte er sich stolz vor. Boreas musterte die Fremde kurz und als sich ihre Augen trafen erstarrte er. Diese goldenen Augen! Es waren die selben, da war er sich sicher. Aber das hieße, er hat tatsächlich auf sie geschossen. Das konnte doch nicht sein. "I-ich... werde kurz nach draußen gehen." sagte er verwirrt und verließ die Praxis.

[Aguara]

Sie sah ihm kurz nach und sah dann diesem Doktor in die Augen. "Lupa". Stellte sie sich kurz angebunden vor. "Wann kann ich aufstehen"? Fragte sie dann und sah aus dem Fenster hinaus. Sie wollte nicht liegen bleiben, sie musste sich bewegen, sie vermisste jetzt schon das dunkle grün ihres Schattenwaldes. Außerdem war ihr dieser Urnos etwas suspekt.

[Araklia]

Der Rothaarige eilte durch die Straßen wie von einer Wespe gestochen, ein ernster Ausdruck im Gesicht. Er gab einen dreck darauf, was die bewohner nun hinter seinem Rücken tuschelten, der Geruch der Fährte wurde immer stärker, er war wohl nah dran. Aber gerade als er um eine Ecke bog, lief er geradewegs in den Jäger Boreas hinein. Natürlich war dieser wie eine Wand für den eher schmächtigen Händler, worauf dieser auch schon unsanft auf den Hintern fiel. "Verzeiht mir, mein Herr ich war...", als er aufsah, stockte Akage, musste dann aber sanft lächeln. "ach, du bist es. Tut mir leid, ichwar ein wenig in eile."

[Elenya]

Urnos musterte sie kurz "Du kannst doch vorsichtig aufsetzten, aber bleib so noch etwas sitzen... die Nacht würde ich dich gerne noch hier behalten. Zur Sicherheit, falls Komplikationen auftreten. Außerdem ist es bereits ziemlich spät.... Ist nur lieb gemeint von mir. Kannst auch abschlagen und gehen. Hält dich keiner auf. Will dir aber nur helfen. Nicht das du wieder im Wald liegst." Er lächelte schief aber herzlich "Nett gemeintes Angebot."
Boreas lächelte leicht "Akage? So früh hier dieses Jahr? Sonst kommst du doch erst, wenn der Frühling in voller Blüte steht... Wo wolltest du denn so schnell hin?" fragte er immernoch mit dem Gedanken bei dem Wolf beziehungsweise der Frau, die er angeschossen hatte. Er konnte sich das einfach nicht erklären. Vielleicht sollte er tatsächlich mit der Jagd aufhören.

[Araklia]

"Der Norden ist mir zu kalt geworden, deswegen bin ich schon hier.", meinte er abwinkend und rappelte sich wieder auf, drückte das Kreuz durch. Er empfand es eigentlich ziemlich anstregend so kerzengerade und auf nur Beinen zu laufen. Die meisten menschen hatten wohl eine sehr gute Rückenmuskulatur.
"Aber sagmal... Ich hab so ein eigenartiges Gefühl, ist irgendetwas vorgefallen?", Akage musterte den Jägersmann mit seinen dunklen Augen. Diese 'seltsamen Gefühle' hatte er schon öfters gehabt, die Menschen nannten es Eingebung oder Wahrsagerei, für die Wölfe war es schlicht insinkte oder einfach ein guter geruchsinn.